Ein Zuhause für unterwegs: Über einen großen Traum
Ganz bewusst hab ich versucht, mich einzig und allein darauf zu konzentrieren, was ich mir im Leben wirklich wünsche. Meine größten fünf Träume – die BIG 5 – die ich zu diesem Zeitpunkt im Herzen hatte, wollte ich aufschreiben.
Wie? Wann? Wirklich?
All die Fragen, die uns oft in die Quere kommen, habe ich ignoriert.
Ich glaube, wenn man in einer Hängematte unter Palmen liegt und auf ein türkisblaues Meer schaut, dann fällt das etwas leichter – das mit dem Träumen ohne Sorgen.
Und wisst ihr was? Es hat gar nicht mal lange gedauert, auf die fünf größten Träume zu kommen. Wahrscheinlich, weil wir insgeheim ganz genau wissen, wonach wir uns sehnen. Oft trauen wir uns aber nicht, diese Gedanken zu laut werden zu lassen. Weil man eben nicht immer in einer Hängematte unter Palmen liegt. Sondern irgendwann damit konfrontiert ist, sich diese Träume zu erfüllen. Und das kann ganz schön beängstigend sein.
»Ich möchte einen Campervan haben, der unser Zuhause unterwegs ist. Mit ihm alles Nahe und Ferne erkunden.«
Das ist einer der fünf großen Träume, die seit diesem Tag auf der philippinischen Insel in meinem Notizbuch stehen. Und nicht nur auf meiner Seite: Auch Felix hat an diesem Nachmittag seine BIG 5 ein paar Blätter weiter in das Notizbuch geschrieben. Meine hat er vorher nicht gelesen, trotzdem hat er denselben Wunsch formuliert.
Vier Jahre ist das jetzt her – es war im Juli 2016, als wir unsere Weltreise haben ausklingen lassen.
Mittlerweile fühlt sich die Hängematte unendlich weit weg an, die Träume haben wir aber zum Glück im Herzen behalten. Oder noch besser: Manche von ihnen haben wir in der Zwischenzeit wahr werden lassen.
Diese Zeile aus unserem Notizbuch hat sich mittlerweile in einen knallroten VW-Bus verwandelt. In Willi, den wir mit der Hilfe meiner Eltern genau zu dem gemacht haben, wie wir uns unser Zuhause für unterwegs immer gewünscht haben.
Es geht um die Roadtrip-Freiheit
Wir hatten ja keine Ahnung. Von Autos generell nicht, von Bussen erst recht nicht. Wir wussten nicht, welcher Trend hinter #vanlife und #vanconversion steckt. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen, wie viele Monate und wie intensiv uns der Ausbau beschäftigen wird.
Was wir aber wussten: Wir wollten dieses Lebensgefühl aus Australien, als wir den Kontinent mit einem Campervan von Nord nach Süd durchquert haben, zu uns nach Hause holen. Damit wir diese Roadtrip-Freiheit an allen Wochenenden und sogar an einem Dienstagabend erleben konnten.
An einem Abend vor Weihnachten, als wir im Chiemgau fast im Schnee ertrunken sind, ist also unsere Entscheidung gefallen: Es wird keinen besseren Zeitpunkt geben, diesen Traum wahr werden zu lassen. Wir kaufen einen Bulli. Entweder einen, der schon ausgebaut ist, den wir nur noch an unsere Bedürfnisse anpassen – oder einen, der ganz leer ist, den wir selbst von Grund auf verwandeln werden.
Wir würden einfach den nehmen, der sich richtig anfühlt.
Wenn aus einem Bulli ein Zuhause wird
Ein paar Wochen später hat unser Bauchgefühl entschieden. Der rote T5, den vorher eine Familie als Alltagsauto benutzt hat, hat sich sofort richtig angefühlt. Wir tauften ihn Willi, wobei sich niemand mehr erinnern kann, wie wir auf den Namen gekommen sind. Wir nahmen ihn mit – und konnten gar nicht glauben, dass wir einfach so einen VW-Bus gekauft hatten.
Das war im Februar 2019. Danach haben wir uns in den Umbau gestürzt:
Sitze raus, Verkleidungen ab, Isolierung ran, Heizung, Boden und neue Holzverkleidungen rein, Kabel verlegen, Möbel zeichnen, Möbel bauen, Matratze schneiden, Polster und Vorhänge nähen. Dazwischen zig Mal zum Baumarkt fahren, recherchieren, umplanen, fluchen, Freudensprünge.
Im Grunde haben wir jeden einzelnen Moment genossen – weil wir wussten, dass wir uns einen unserer größten Träume erfüllen. Und das fühlt sich unschlagbar gut an.
Fast ein halbes Jahr hat es gedauert, bis wir Willi wieder zulassen konnten. Offiziell ist er jetzt ein Wohnmobil. Unser Zuhause für unterwegs.
In den Instagram Storys haben wir den Umbau
Schritt für Schritt begleitet:
(Freuden)tränen sind ein guter Beweis für echte Träume
Seitdem schenkt Willi uns die Roadtrip-Freiheit, nach der wir uns seit Australien sehnen. Für mehrere Wochen am Stück und bald hoffentlich auch wieder quer durch Europa. An Wochenenden. Und sogar an einem Dienstagabend. In seinem Fahrtwind spüren wir unsere Heimat ganz neu. Wir erkunden die wilden Ecken vor unserer Haustür und sind viel in den Bergen unterwegs.
Bei unserem ersten Wochenend-Kurzurlaub konnte ich die Freudentränen irgendwann nicht mehr zurückhalten. Sie sind aus mir rausgebrochen, als wir in der Herbstsonne mit offenen Fenstern eine Bergstraße entlanggefahren sind.
Pures Glück.
So fühlte es sich an, wenn man sich seine größten Wünsche erfüllt.
PS: Was glaubt ihr, haben wir gleich am Anfang für Willi gekauft? Eine Hängematte! Auf die nächsten, großen Träume.