Persönliches

Ausbildung zum Outdoor Guide: Die Natur besser verstehen

Im afrikanischen Busch gibt es einen Vogel, der bei vielen Rangern den Spitznamen Polizeivogel trägt: Weil er besonders schreckhaft ist, bei der kleinsten Bewegung im Busch Alarm schlägt und deshalb nicht zuletzt oft der Vorbote auf ein Wildtier ist. Wenn du hörst, dass der Polizeivogel Krach macht, dann ist Vorsicht geboten. Ein anderer Vogel, der Rotschnabel-Madenhacker, ist außerdem dort zu finden, wo Büffel und Flusspferde in der Nähe sind. Oft sitzt er sogar auf ihren Rücken, weil er sich von Zecken, Flöhen und Hautparasiten ernährt. All das weiß ich, weil ich schon mehrere Male die Magie einer Safari erleben durfte, einmal war ich sogar für zehn Tage zu Fuß im Busch unterwegs.

Weißt du aber, was verrückt ist?

Dass ich unter all den Hunderten Vogelarten, die in Mitteleuropa zu Hause sind, die seit meiner Kindheit durch die Gärten, über die Wiesen und Baumkronen vor mir hüpfen, keinen einzigen Vogel nennen könnte, der eine Eigenschaft wie der Polizeivogel oder der Rotschnabel-Madenhacker mit sich bringt. Nicht, weil es mich nicht interessiert – sondern vielmehr, weil ich zwischen all den Fragen, die ich zu unserer Natur habe, gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, nach Antworten zu suchen. So oft fühle ich mich verloren zwischen all dem, was ich gerne wüsste. Und mit jeder Stunde, die ich in Wanderschuhen, auf dem Fahrrad oder auch in einem Gartenstuhl draußen in der Natur verbringe, kommen noch mehr Fragen hinzu. Je genauer ich hinsehe, desto mehr Momente fallen mir auf, die ich gerne erklären könnte.

In einem dieser Momente habe ich den Entschluss gefasst, dass es Zeit ist, die Natur besser zu verstehen.

Meine persönlichen Beweggründe

Es geht gar nicht allein um die Vögel. Schon auch, denn ich kann ihnen stundenlang zusehen. Was mich aber genauso fasziniert, ist die Erkenntnis, dass in der Natur alles zusammenspielt. Und die Vögel, die sind in diesem umfangreichen Komplex nur ein Teil davon. Ein Puzzleteil im großen Ganzen.

Ich möchte gerne alle Puzzleteile zusammenstecken. Und verstehen, wie die Natur funktioniert. Von ihr lernen – weil ich sicher bin, dass wir uns Einiges von ihr abschauen können.

Das ist das eine.

Das andere ist, dass ich kaum etwas lieber mache, als draußen unterwegs zu sein. Gerne und oft bin ich dabei alleine. Manchmal auch in Situationen, in denen ich mich nicht wohlfühle. Weil ich nicht weiß, wo ich im weglosen Gelände meine Schritte am sichersten setzen kann, zum Beispiel. Weil ich nicht sicher bin, ob ich die dunklen Wolken am Himmel richtig deute. Und weil ich sowieso nicht wüsste, was ich tun sollte, würde ich jetzt in eine Notlage geraten. Spät abends in den Bergen zum Beispiel, oder weit weg von der nächsten Zivilisation im hohen Norden oder im heißen Süden.

Ich kann es nicht komplett vermeiden, in solche Situationen zu geraten. Nicht alles liegt in meiner Hand. Ich bin sicher, dass manche dieser Situationen unausweichlich sind, je mehr und je öfter wir draußen unterwegs sind.
Was ich hingegen in der Hand habe, ist, wie ich reagieren werde. Draußen ist, wo ich am liebsten bin. Deswegen möchte ich mich wohlfühlen – in möglichst jeder Situation. Ich möchte wissen, was zu tun ist, und gute Entscheidungen treffen.

Die Idee, all dieses Wissen durch eine Ausbildung zu erlangen, ist aufgekommen, als eine andere Ausbildung abgesagt wurde: Im Sommer 2020 wollte ich an einer Ausbildung zur Wanderleiterin teilnehmen, die Inhalte waren speziell auf die Alpen ausgelegt, der Anbieter der Deutsche Alpenverein. Du kannst dir denken, was dann passiert ist: Wegen der Pandemie, über die heute längst niemand mehr sprechen möchte, ist der Ausbildungsstart abgesagt worden. Nicht verschoben, sondern entfallen.

Im Nachhinein bin ich darüber wahnsinnig froh: Weil wir in der Zwischenzeit ein Haus in Schweden gekauft haben und einige Monate des Jahres in den Wäldern des Nordens verbringen. Eine Wanderleiter-Ausbildung, die sich rein um alles dreht, was rund 1.500 Kilometer weiter südlich in den Alpen stattfindet, würde heute nicht mehr zu mir passen. Eine andere dafür umso mehr: eine Ausbildung zum Outdoor & Wilderness Guide.

Die Ausbildung

Für die nächsten zwei Jahre wird mich die Ausbildung begleiten – und hoffentlich lange darüber hinaus. Der Kern der Ausbildung sind (im Falle der Wildnisschule, für die ich mich entschieden habe) sechs praktische Module, die sich jeweils einem übergeordneten Thema widmen. Und die, passend zum jeweiligen Thema, teilweise an verschiedenen Orten stattfinden.

Modul 1 – Survival

Modul 2 – Berge

Modul 3 – Outdoor-Erste-Hilfe

Modul 4 – Wintersurvival

Modul 5 – Kanutour in Schweden

Modul 6 – Trekkingtour im Balkan

Dazwischen liegt viel Theorie und noch viel mehr Stunden Selbststudium. Am Ende geht es darum, die Natur zu verstehen, im Einklang mit ihr zu handeln, sie zu schützen, und sicher aus allen Situationen rauszugehen. Die Inhalte der einzelnen Module, die all das vermitteln, kannst du hier detailliert nachlesen.

Das ist keine beauftragte Werbung – ich bezahle die Ausbildung selbst.

FAQ – eure Fragen

Nachdem ich auf Instagram von der Outdoor-Guide-Ausbildung erzählt habe, haben mich unzählige Fragen erreicht. Manche aus reiner Neugierde, andere Fragen sind deshalb entstanden, weil ich nicht die Einzige bin, die schon länger von solch einer Ausbildung träumt. Fest steht jedenfalls: Das komplette Thema rund um den Outdoor-Guide scheint euch besonders zu interessieren. Deswegen fasse ich an dieser Stelle meine Antworten auf eure meistegestellten Fragen zusammen:

Wo machst du die Ausbildung?

Aus verschiedenen Gründen habe ich mich für die Outdoor-Guide-Ausbildung von Waapiti entschieden. (An dieser Stelle der noch einmal der Hinweis, dass das hier keine beauftragte Werbung ist) Einer meiner Gründe für Waapiti sind die Veranstaltungsorte der Praxismodule, die für mich besser nicht passen könnten: So findet ein Teil der Ausbildung zum Beispiel in den heimischen Alpen in Süddeutschland statt, die Kanutour in Schweden.

Ein anderer Grund sind die umfangreichen Inhalte. Die Tatsache, dass bei Waapiti Naturschutz und das Leben im Einklang mit der Natur immer im Vordergrund stehen. Und nicht zuletzt, dass wir die Möglichkeit hatten, unsere Ausbilder, Tatjana und Momme, vor der Anmeldung persönlich kennenzulernen. Mir war wichtig, zu wissen, von wem ich lernen werde – vor allem auch, weil wir zwei Jahre lang immer wieder eine intensive Zeit miteinander verbringen werden.

Bist du die einzige Frau, die sich ausbilden lässt?

Ganz und gar nicht! Unsere Gruppe besteht aus 13 Teilnehmer*innen, inklusive mir. Darunter sind sieben Männer und fünf Frauen.

Hast du Angst, dass du zu wenig Erfahrung hast?

Ich hoffe grundsätzlich (leider) immer bei allem was ich mache, dass ich mich nicht total blöd anstelle. Wobei ich selbst nicht weiß, was das für ein Anspruch sein soll. Denn erstens: Was ist schon blöd? Und zweitens: Was macht es schon, nicht auf Anhieb als Naturtalent daherzukommen?

Es wäre also gelogen, würde ich behaupten, dass es mir völlig egal ist, wie lange ich brauche, bis mir neue Übungen gelingen. Und trotzdem hatte ich, was die Outdoor-Guide-Ausbildung angeht, von Vornherein sehr wenige Sorgen, zu wenig Erfahrung zu haben: Genau deswegen, weil ich aus meiner Sicht viel zu wenig weiß, nehme ich ja überhaupt teil.

Möchtest du später geführte Touren in Schweden anbieten?

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich aber schon 🙃

Ich kann es mir wirklich gut vorstellen, später hin und wieder zu geführten Touren einzuladen. Und ich rede schon länger davon: Dass es schön wäre, meine Leidenschaft für die wilde Natur nicht rein digital zu verbreiten, sondern ab und an auch mit beiden Beinen auf dem Waldboden. Ich würde euch irgendwann wahnsinnig gerne meine liebsten Ecken auch in Echt zeigen.

Tatsächlich ist das aber nicht der Hauptgrund für die Ausbildung. In erster Linie mache ich das Ganze für mich selbst. Um selbst besser zu verstehen und meinen Blick zu schärfen.

(Wie) kann man als Outdoor-Guide Geld verdienen?

Vielleicht beantwortet sich die Frage ein bisschen von selbst, wenn ich zuerst erzähle, dass man sich die Ausbildung zum Outdoor-Guide mit all ihren Chancen ein bisschen wie die Ausbildungen zum Wander- oder Bergführer vorstellen kann: Kaum jemand, der die Ausbildung macht, tut das in der großen Hoffnung auf einen lukrativen Job. Oder gar auf eine Festanstellung.

Die Wanderleiter, die ich kenne, und die Outdoor-Guides, von denen ich gelesen habe, sind allermeistens selbstständig als Tourenguides tätig. Manche von ihnen hauptberuflich, bei Einigen ist es eine Leidenschaft, die sie nebenbei betreiben. Andere führen Reisegruppen von Veranstaltern, die sich auf Aktivurlaube spezialisiert haben.

Könnte ich meinen Hund mitbringen?

In unserer Ausbildungsgruppe gibt es einen Hund, ich bin aber sicher, dass die Frage nicht pauschal beantwortet werden kann. Ob du deinen Hund mitnehmen kannst (und ob zu allen Modulen) würde ich in jedem Fall direkt mit der jeweilgen Wildnisschule abklären.

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