Felix sitzt vor unserem selbst ausgebauten VW T5 Bus Willi an einem See im Chiemgau
Naturschutz,  Roadtrip

Wild und verantwortungsvoll

Wer in der Natur unterwegs ist, der macht das, weil er es liebt. Das Draußensein, den Wind im Gesicht, die Sonne auf der Haut, Vogelkonzerte, die morgens und abends immer am lautesten sind. Die Freiheit, durch den Regen zu laufen, und das Gefühl, die Sonne hinter dem Horizont verschwinden zu sehen.

Immer mehr Menschen sind in der Natur unterwegs – das sagen die Zahlen der Tourismusregionen, und die steigen sogar von Jahr zu Jahr. Dass immer mehr die Menschen die Natur lieben lernen, das kann eine gute Sache sein.

Denn was man liebt, das schützt man. Oder?

Dass wir verantwortungsvoll mit unserer Umwelt umgehen, dass wir wissen, worauf es ankommt – das wird umso wichtiger, je mehr Menschen draußen unterwegs sind. Natürlich wird damit auch die Last auf die Natur größer. Wer einen Schritt geht, muss damit rechnen, dass auch andere in seine Fußstapfen treten. Nicht nur in Gebieten, die ohnehin mit zu großen Besuchermassen zu kämpfen haben.

Das gilt genauso für Wanderer, für Radfahrer, für Reisende – aber auch für alle, die mit ihren Vans, Campern und Wohnmobilen unterwegs sind.

Und es ist doch so: Je größer wir sind, je schwerer wir sind, desto tiefer sind die Spuren, die wir hinterlassen.

Damit wir alle finden, was wir suchen, damit wir genießen können, was wir lieben, müssen wir Acht geben – um der Natur ganz nah sein zu können, ohne ihr zu nah zu kommen.

Aber: Was heißt das eigentlich?

1. Wildcamping

Das Zuhause auf vier Rädern dort abstellen, wo es am besten gefällt: das ist die Vision, das große Glück, das hinter dem Trend #vanlife steckt. Was gibt’s schon Besseres, wenn morgens der erste Blick aus der Heckklappe auf eine Landschaft fällt, die so schön ist, als würde man noch tief träumen?

Das Gute ist ja: Solche Plätze, die uns aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen lassen, sind überall versteckt. Trotzdem dürfen wir unsere Bullis, Camper und Wohnmobile freilich nicht überall abstellen.
Grundsätzlich hat jedes Land andere Regeln, was Wildcamping angeht. Wichtig ist, dass wir uns vorher informieren, was erlaubt ist – und was nicht.

Für Deutschland gilt:
Rechtlich gesehen darf man in Deutschland auf Raststätten und öffentlichen Parkplätzen über Nacht freistehen. Es sei denn, der Parkplatz ist nachts geschlossen. Manchmal heißt es auf Schildern zum Beispiel, dass parken nur von 6 bis 22 Uhr erlaubt ist. Als Faustregel gilt: Es ist erlaubt, mit dem Fahrzeug maximal eine Nacht stehen zu bleiben, um sich auszuruhen und die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Das bedeutet aber auch: Parken ist nicht Campen. Möbel, Grill und Co. müssen im Van bleiben, auch die Markise darf nicht ausgefahren werden.

Privatgrundstücke

Eine andere Möglichkeit, außerhalb von Campingplätzen in der Natur zu stehen, sind Privatgrundtsücke. Aber natürlich nur, wenn es für die Besitzer fein ist, dass ihr dort eine Nacht verbringt! Wir hatten schöne Begegnungen, als wir zum Beispiel bei Bauern nachgefragt haben, ob wir uns neben den Traktor in den Wald oder an seinen Feldweg stellen dürfen.
Ein „Privatgrund“-Schild würden wir aber nie ignorieren und uns ohne zu fragen dort abstellen.

Naturschutzgebiete

In Naturschutzgebieten gibt es oft Wanderparkplätze und auf manchen ist sogar das Stehen über Nacht erlaubt. Alle anderen Wege, Parkbuchten, Lichtungen, Ufer sind für Fahrzeuge (und oft auch für Fußgänger, wenn es sich zum Beispiel um sensible Ökosysteme oder speziell geschützte Wildtier-Gebiete handelt) absolut tabu. Das gilt natürlich auch und erst Recht für uns Camper. Und zwar immer.
In Deutschland beispielsweise sind gerade mal 6 Prozent der Landesfläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen – umso wichtiger, dass wir diese Zonen respektieren und uns Schlafplätze außerhalb suchen.

Abseits von Straßen und Wegen

Wie viele Orte kennt ihr, von denen die nächste Straße oder der nächste Weg weit entfernt ist?
Wie viele Orte kennt ihr, zu denen gar kein Weg führt?
Solche Naturplätze werden immer seltener – dabei sind die wunderschön.
Umso wichtiger, dass wir alle unseren Beitrag leisten, damit sie erhalten bleiben.

Als VW T5 gehört Willi eher zu den kleineren Campern – trotzdem wiegt selbst er mehr als zwei Tonnen. Muss man diese zwei Tonnen über eine Wiese karren, auf der es keine Spuren gibt?
Denn denkt dran: Je mehr Menschen unterwegs sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand unseren Fuß- oder Reifenspuren folgt.
Für uns gilt deswegen ganz strikt:

Wo es nicht angedacht ist, dass Autos fahren, hört für uns der Weg auf.

Oder zumindest für Willi – weil man als Wanderer mehr Freiheiten hat, lieben wir Long-Distance-Hikes so sehr. Natürlich gibt es aber auch Böden, auf denen selbst Wanderschuhe nichts zu suchen haben.

Wildcamping – die goldene Regel

Wenn am Ende niemand sieht, dass du dort gewesen bist – dann hast du alles richtig gemacht. Oder besser noch: Wenn niemand sieht, dass irgendwer dort gewesen ist. Vielleicht wirfst du ja das Bonbonpapier, das du zwischen den Grashalmen findest, in deine eigene Mülltüte?

Wilde Plätze können wild bleiben, wenn wir uns alle darum kümmern.

Die folgenden Punkte gehen mit Wildcamping einher.
Trotzdem gliedere ich sie mit einzelnen Überschriften, weil es Themen sind, die auch Wanderer, Radfahrer und Tagesausflügler betreffen, die nicht draußen übernachten.

2. Abfälle

Eigentlich ist es ganz simpel: Was wir mit in die Natur reinnehmen, nehmen wir auch wieder mit raus.
Trotzdem – und obwohl das für alle selbstverständlich sein sollte – fliegt immer wieder Toilettenpapier durchs Gebüsch oder Müll über den Parkplatz.
Nichts davon hat in der Natur etwas zu suchen, auch nicht neben einem überfüllten Mülleimer.

Abfälle gehören übrigens zu den meistgenannten Gründen, warum es Unmut gegen Camper gibt. Und nicht nur das: Wie die Plätze oft hinterlassen werden, hat in verschiedenen Ländern dafür gesorgt, dass Wildcamping mittlerweile verboten ist. Zum Beispiel war Müll dafür einer der Hauptgründe in Island und Neuseeland.

3. Lagerfeuer

Keine Frage: Ein Abend am Lagerfeuer ist magisch!
An manchen Plätzchen gibt es sogar ausgewiesene Feuerstellen – aber Achtung: Je nach Jahreszeit und Waldbrandgefahr kann es sein, dass wir auch dort nicht immer ein Feuer zünden können. Wichtig ist es deshalb, dass wir uns vorher über die aktuellen Bedingungen informieren. Auch in Deutschland und Europa – denn Waldbrände sind auch hier längst als Gefahr angekommen.
Für Deutschland zeigt beispielsweise die Waldbrandgefahren-Karte des Deutschen Wetterdienstes die aktuelle Situation an.

Wenn es keine ausgewiesene Feuerstelle gibt, müssen wir uns eine Frage stellen:
Muss das Feuer wirklich sein?
Ausgebrannte Stellen sind weder schön noch gern gesehen. Verzichte auch dann auf ein Feuer, wenn du dir unsicher bist, ob du dazu genug weißt. Nicht nur über die aktuellen Bedingungen, sondern auch darüber, wie du die Feuerstelle hinterher sicher und umweltschonend zurückbilden kannst.

4. Toilette

Wie sehr ärgerst du dich über all die Toilettenpapierfahnen, die das Gebüsch schmücken? Oder schlimmer noch: Wie angeekelt bist du, wenn du beim Wandern oder Spazierengehen nicht nur die Fahnen, entdeckst, sondern auch die dazugehörigen Hinterlassenschaften?
Niemand will das sehen.
Und das gilt natürlich für uns alle.

Wenn wir ohne Toilette unterwegs sind, gelten für uns deswegen ein paar Regeln:

  • Nicht in der Nähe von Gewässern. Die Empfehlung sind mindestens 50 Meter Abstand, um Bäche, Flüsse, Seen und Quellen rein zu halten. Das gilt übrigens aber auch für Picknick- und Parkplätze.
  • Buddle ein Loch – ein Klappspaten gehört im Camper zur Grundausrüstung. Wenn du zum Beispiel auf einer Mehrtages- oder Mehrwochentour zu Fuß unterwegs bist und Gewicht sparen willst, kannst du zum Buddeln zum Beispiel einen Ast oder Stein benutzen.
  • Toilettenpapier hat in diesem Loch nur was zu suchen, wenn es gar nicht anders geht – und auch dann nur, wenn es nicht parfümiert ist. Packe es entweder in deine Mülltüte oder verbrenne es vorsichtig, wenn es die Waldbrandgefahr zulässt.

5. Körperhygiene

Keine Spuren zu hinterlassen, bedeutet auch, keine unsichtbaren Spuren zu hinterlassen. Zum Beispiel in Form von Mikroplastik und chemischen Stoffen, die über unser Spülmittel, Shampoo, über Seife oder Zahnpasta in den Boden gelangen.

Deswegen ist es wichtig, dass sämtliche Hygieneprodukte biologisch abbaubar sind.
Aber Achtung: Auch Naturkosmetik und biologische Produkte sind je nach Ökosystem nicht vollkommen verträglich. Deswegen gilt: auch die nur in Maßen benutzen.

Was fällt dir noch ein?

Mit diesem Thema hier ist es wie mit den meisten anderen: Je länger wir uns damit beschäftigen, desto mehr lernen wir, was wir noch tun könnten – um der Natur zwar ganz nahe zu sein, ihr aber nicht zu nahe zu kommen.

Wir wissen, dass wir diese Liste bis ins Endlose fortsetzen könnten. Trotzdem habe ich versucht, hier nach bestem Wissen und Gewissen die wichtigsten Grundsätze zusammenzufassen.

Dir fällt trotzdem noch mehr ein?
Dann freue ich mich, wenn du deinen Tipp in einem Kommentar unter den Artikel schreibst. Jeder Beitrag, und wenn er noch so klein scheint, zählt.

4 Comments

  • Kess

    Hallo, wirklich super Beitrag und ich hoffe, dass möglichst viele Menschen ihn lesen.
    Was mir spontan noch einfällt zum Thema Hygiene:

    Selbst vollständig biologisch abbaubare Hygieneprodukte sollten nicht in oder direkt an Gewässern genutzt werden, da sie nur durch die Mikroorganismen, die sich in der Erde befinden, abgebaut werden können.

    Ich wünsche uns allen, dass sich an der momentanen Verschmutzungswelle durch Camper, Corona oder einfach allgemeinem Desinteresse an der Umwelt etwas positiv verändert und sich mehr Menschen an diese eigentlich naturgegebenen Regeln halten.
    Alles Liebe! 🙂

    Kess

    • Franziska Consolati

      Halllo Kess,
      ganz lieben Dank für deinen Beitrag! Es freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Und deine Ergänzung ist super und völlig richtig! Was die Nutzung von Hygieneprodukten angeht, gelten die selben „Regeln“ wie bei Toilettengängen: Mindestens 50 Meter Abstand zu einem Gewässer halten. Wäschewaschen mit Wasser aus Flüssen und Seen funktioniert zum Beispiel super in den wasserdichten Beuteln, die man oft für Elektrogeräte oder das Reisetagebuch dabei hat 🙂
      Alles Liebe auch für dich & viel Spaß bei deinen nächsten Ausflügen!
      Franziska

  • Nikita

    Toller Beitrag! Hoffentlich lesen ihn viele Menschen und werden darauf aufmerksam.
    Wir müssen mehr darüber sprechen und es zu einem zentralen Thema machen.

    Danke für den Artikel und das Vorleben dieser Werte.

    • Franziska Consolati

      Liebe Nikita,
      danke für dein schönes Feedback! Freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt. Und ja, ich finde auch, Manches kann man gar nicht oft genug sagen. Irgendwann werden diese Werte hoffentlich für alle normal.
      Liebe Grüße
      Franziska

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