Unser Traum vom Haus im Wald: Zuhause in Schweden
Dass wir heute ein kleines rotes Haus im Wald Schwedens unser Zuhause nennen, das ist an einem Abend in Namibia passiert. Ausgerechnet in einer der ältesten Wüsten der Welt haben wir angefangen, von den endlosen Wäldern des Nordens zu träumen.
Dabei hatte dieser Traum weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun: Es ging nicht um die Wüsten, aber auch nicht um die Wälder. Vielmehr um ein Gefühl, um eine Sehnsucht, die wir beide, Felix und ich, schon lange in uns tragen. Die uns um die ganze Welt führte und uns immer wieder nach denselben Orten suchen ließ.
Um erklären zu können, wo wir heute stehen, muss ich ein bisschen mehr vom Weg erzählen, der uns hierher gebracht hat.
Seit wir uns kennen
Seit wir uns kennen, haben Felix und ich jeden freien Tag und beinahe jeden Euro für Reisen ausgegeben. Mit dem Ziel, von unserem Gesparten möglichst lange unterwegs sein zu können. Je tiefer wir dabei in die wilde Natur eintauchten, je weiter wir von Straßen, von Zivilisation und Mobilfunk entfernt waren, desto glücklicher waren wir.
Die Suche danach wurde zu unserer unausgesprochenen Mission. Unsere Reisen länger und die Abenteuer größer. Angefangen hatte unser gemeinsames Reisedasein 2013, in der Zeit zwischen Winter und Frühling, Felix und ich kannten uns gerade erst ein halbes Jahr lang.
Damals waren wir in Marokko unterwegs, zu Fuß zwischen den Gipfeln des Atlasgebirges und mit Beduinen in der Sahara. Geschlafen hatten wir im Sand zwischen den Dünen unter freiem Himmel. Das alles war spontan passiert, denn gebucht hatten wir nichts weiter als den Flug und den günstigsten Mietwagen, den wir finden konnten.
Als Gepäck hatten wir nur den bescheidenen Platz zur Verfügung, den unsere kleinen Wanderrucksäcke boten, die eigentlich für Tagestouren gedacht waren. Ohne es vorher abzusprechen, hatten wir beide ganz selbstverständlich unseren Schlafsack eingepackt und dafür auf fast alles andere verzichtet, was man sonst gerne auf so eine Reise mitnehmen würde.
Für unsere Freunde waren wir die Verrückten. Die, die sowieso nie da waren, und wenn doch, dann mit einem Fuß auf dem Weg ins nächste Abenteuer.
In den Jahren nach dieser ersten gemeinsamen Reise nach Marokko zogen Felix und ich durch die Welt.
Wir durchquerten den Westen der Mongolei zu Fuß, lenkten einen Camper auf Sandpisten durch das australische Outback, umrundeten Island mit dem Fahrrad und tauchten gemeinsam mit einem Ranger und unseren Rucksäcken auf dem Rücken in den afrikanischen Busch an der Grenze zwischen Simbabwe und Südafrika ab.
Das war, wer wir waren.
Dass wir uns schließlich an einem Lagerfeuer in der Wüste Namibias wiederfanden, das kam uns vor wie das Natürlichste der Welt. Es war Teil der Reise, die Felix und ich begonnen hatten, längst bevor wir uns vor neun Jahren kennenlernten.
Doch wohin wollten wir eigentlich?
„Gehe niemals dorthin zurück, wo du glücklich warst.“
Dieses Zitat hatte ich vor vielen Jahren gelesen. Ich weiß nicht mehr, von wem es stammt, aber es hat sich zuverlässig in mein Gedächtnis eingebrannt. Und während es nicht allzu lange her war, dass ich den Worten entschlossen zugestimmt hätte, so kommt mir der Gedanke heute recht traurig vor.
Niemals dorthin zurückzugehen, wo wir glücklich waren – das würde ja bedeuten, für immer weiter nach dem suchen zu müssen, was wir eigentlich schon gefunden hatten.
Und genau das war es, was Felix und ich taten.
Jahr für Jahr.
Das fiel uns wie Schuppen von den Augen – an besagtem Abend in der Namib-Wüste.
Wir saßen bis tief in die Nacht am Lagerfeuer. Nachdem auf Rotwein mehrere Tassen Rooibos-Tee folgten, kamen wir bei einem Entschluss an:
Wir wollten einen Ort in der Natur als unseren Rückzugsort wissen. Ohne, jede Mal aufs Neue nach ihm suchen zu müssen. Ohne Datum für den Checkout.
Dieser Ort soll aus verschiedenen Gründen in Europa liegen. Per Ausschlussverfahren (auch aus verschiedenen Gründen) sind wir im Norden gelandet. Unter den skandinavischen Ländern hat Schweden die günstigen Immobilienpreise, das wusste Felix – woher auch immer.
Felix kippte den letzten Schluck Tee in unsere Emaille-Tassen und wir stießen an.
„Auf ein Haus in Schweden.“
„Auf ein Haus in Schweden!“
Mai 2021, die allerersten Aufnahmen, nachdem wir den Kaufvertrag unterschrieben haben.
Und jetzt ist es unseres: ein Haus in Schweden. Nicht irgendeins, sondern eins, das uns gefunden hat.
Nach einer Odyssee auf dem schwedischen Immobilienmarkt tauchte dieses eine Inserat plötzlich auf unserem Bildschirm auf. Es war das Erste, das nicht nur auf rein rationaler Ebene zu unseren Wünschen passte, sondern ein Haus, das Erste, das außerdem unsere Herzen schneller schlagen ließ.
Nach Hunderten Inseraten, durch die wir uns geklickt hatten, nach Dutzenden Online-Besichtigungen und zig Telefonaten mit verschiedenen Maklern war es das Haus, das das Unmögliche möglich zu machen scheint: Zum Beispiel, dass der nächste Nachbar Kilometer entfernt sein sollte, dass wir an keiner Straße liegen wollten, aber so nah an der Zivilisation, um ab und an in einem hübschen Café sitzen zu können. Wir wollen nichts als Wald und Wildnis um uns haben, das Internet aber muss für unsere Arbeit so gut sein wie in einer deutschen Kleinstadt.
Das klingt utopisch, das wussten wir.
Und doch verkaufte ein Paar in unserem Alter genau diesen utopischen Traum. Und wir – wir würden alles für ihn geben. Das mussten wir auch.
Wir fanden uns in einem Nervenkrieg wieder, der Wochen dauerte und auch dann nicht zu Ende war, als wir endlich zur Vertragsunterzeichnung in Schweden ankamen.
Auf die Details, auf das Chaos, in das sich unser Traum zwischenzeitlich verwandelte, gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein. Viel mehr möchte ich nämlich loswerden, was sich bei diesem ganzen Prozess wieder einmal bewahrheitet hat: Dass es sich am Ende immer lohnen wird, für Träume loszulaufen und unterwegs nicht die Puste zu verlieren.
Unsere Oase, unsere Welt
Die 4.000 Quadratmeter große Lichtung, auf der unser Häuschen an einem Hang im Wald steht, bedeutet uns mittlerweile die Welt.
Das Leben in unserem Haus ist ein sehr Einfaches, die Grenzen zwischen drinnen und draußen verschwimmen. Zum Beispiel, weil wir im Haus kein Badezimmer haben, sondern ein extra Toilettenhäuschen im Garten. Unsere Dusche ist unter freiem Himmel montiert und dort hinter dem Haus, zwischen den Farnen und dem Flieder, die Schönste, die ich je habe benutzen dürfen. (Warmes) Wasser hat sie nur im Frühjahr, Sommer und Herbst. Sobald der Boden gefriert, müssen wir die Leitungen nämlich zudrehen.
In unserem Garten sind Elche zu Gast, Rehe und Hasen. Den kleinen See im Wald nebenan haben wir grundsätzlich ganz für uns alleine, weil außer von unserem Grundstück aus kein anderer Weg hinführt. Wenn wir in die Sauna gehen, können wir nackt durch den Garten laufen, weil niemand kommen wird.
Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mindestens eine Tasse Kaffee oder Tee im Freien trinken. Und es vergeht auch kein Tag, an dem wir abends nicht den Wolken dabei zusehen, wie sie von der Sonne in den schönsten Pastelltönen angemalt werden.
Je mehr Zeit wir in Schweden verbringen, desto mehr fühlt es sich nach Zuhause an
Im Herbst 2022 – knapp zwei Jahre nach dem Abend in der Namib-Wüste und etwa eineinhalb Jahre, nachdem wir den Kaufvertrag unterschrieben haben – haben wir uns entschieden, dass Schweden und dieses Haus einen noch größeren Platz in unseren Leben bekommen sollen.
Unsere Wohnung in Süddeutschland, in Rosenheim, haben wir gekündigt. Bisher waren wir zwischen ihr und dem Haus in Schweden hin- und hergependelt, wir hatten schließlich im Sinn, dass Schweden eine gelegentliche Auszeit sein wird. Mehr ein Zufluchtsort als ein Zuhause.
Jetzt aber folgen wir dem Gefühl, das seit diesem Sommer immer stärker in uns rumort.
Wir spüren, dass unser Häuschen im Wald, dass Schweden immer mehr den Wunsch in uns befeuert, anzukommen. Die Sehnsucht nach einem Ort, der uns vom Weiterziehen abhalten würde.
Ende des Jahres werden wir aus der Wohnung in Rosenheim ausziehen und stattdessen im Dachgeschoss bei Felix Mama unser Basislager in Deutschland aufschlagen. Ein Bett, ein Bad, eine Küchenzeile und die große Freiheit, immer mehr in Schweden sein zu können.
Wir sind wahnsinnig aufgeregt und neugierig – und wollen herausfinden, wohin uns dieser Weg führt, wenn wir unserem inneren Kompass folgen. Denn der zeigt nach Norden.
Wann immer wir nicht selbst in unserem Haus in Schweden wohnen, teilen wir unseren Herzensort mit Gästen.
Die Vermietung klappt ganz unkompliziert über AirBnB.