Ausrüstung

Welches Zelt ist das Richtige? Darauf solltest du achten

Ich kann mich an den Moment erinnern, als wäre er gestern passiert, dabei sind mittlerweile fast acht Jahre vergangen: Seit dem Moment, als ich gemeinsam mit Felix zwischen zwei Handvoll Zelte im Outdoor-Laden unseres Vertrauens stand und wir uns für eins davon entscheiden sollten. An dieses Zelt, unser erstes, hatten wir keinen geringeren Anspruch als den, dass es uns vor allem in den ersten fünf Wochen ohne große Eingewöhnzeit zum treuen und zuverlässigen Begleiter werden würde. Das ist ein hoher Anspruch, vor allem für jemand, der noch nie zuvor ein Zelt besessen hat. Die Feuertaufe für unser erstes Zelt würde gleichzeitig auf unserem bisher größten Abenteuer passieren: Im Westen der Mongolei, die wir zu Fuß durchquert haben. Oder besser gesagt: durchqueren wollten. Denn zu dem Zeitpunkt, als wir hilflos verloren zwischen all den Zelten standen, wussten wir ja noch gar nicht, ob unser Plan in der Realität überhaupt funktionieren würde.

So viel sei an dieser Stelle verraten: Der Plan hat größtenteils funktioniert. Und noch ein Spoiler: Das Zelt, für das für uns schließlich entschieden hatten, hat nicht nur unseren beinahe utopischen Ansprüchen standgehalten, sondern auch den Orkanböen. Dazu erzähle ich in meinem Buch mehr.

In diesem Blogbeitrag geht es um all das Wissen, das ich gerne gehabt hätte, als wir uns für unser erstes Zelt entscheiden mussten. Und obwohl die Wahl des richtigen Zelts umfangreicher ausfallen kann als die Planung für eine mehrwöchige Trekkingtour, so hoffe ich doch, dass ich dir deine Entscheidung mit den folgenden Absätzen ein bisschen erleichtern und den Prozess für dich abkürzen kann.


Werbehinweis: Ich bin glücklich, dass ich mit Nordisk zusammenarbeiten darf. Nordisk ist einer meiner längsten Kooperationspartner, die Produkte habe ich aber sogar lieben gelernt, lange bevor ich irgendetwas über Kooperationen wusste, lange bevor es diesen Blog gab. Unser erstes Nordisk-Zelt war uns schon in der Mongolei ein treuer Begleiter.
Dieser Artikel enthält bezahlte Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine Meinung wird dadurch aber freilich nicht beeinflusst.


Was hast du vor?

Das eine Zelt, das nicht nur zu all unseren persönlichen Vorlieben passt, sondern auch zu jedem erdenklichen Abenteuer, das wir in unserem Leben noch vor uns haben, gibt es nicht. Es ist wie bei allen anderen Ausrüstungsgegenständen: Selbst das, was zu Beginn vielleicht wie eine eierlegende Wollmilchsau erscheint, ist am Ende im besten Fall ein guter Kompromiss. Das Zelt, das sich perfekt für eine Küstenwanderung in Schwedens Schärengarten im Dezember eignet, ist sicher nicht die beste Lösung für eine Alpenüberquerung im Sommer.

Je nach Terrain, je nach Klima und Tourenlänge gibt es also Zelte, die zu deinem Vorhaben besser passen als andere. Natürlich ist es nicht möglich, für jede Tour oder jede Eventualität ein anderes Zelt zur Verfügung zu haben. Es geht mehr um die grundsätzliche Überlegung, die du dir vor dem Kauf durch den Kopf gehen lassen kannst:

Wo bist du am liebsten unterwegs? Und wie?

Ist zum Beispiel das Fahrrad dein liebstes Fortbewegungsmittel, ist es vielleicht nicht ganz so schlimm, wenn dein Favoriten-Modell 150 Gramm mehr wiegt als die Alternative. Beim Wandern könnte das hingegen ein Ausschlussgrund sein.

Bist du meistens mit deinem Hund unterwegs, kommt das geräumigere Modell sicher eher in Frage als die super-leightweigt Ein-Personen-Kapsel.

Und wenn du am häufigsten in Regionen unterwegs bist, in denen Regen nicht nur typisch, sondern an der Tagesordnung ist, macht es sicher Sinn, wenn du im Zelt genug Platz hast, um auch dein Gepäck trocken zu verstauen.

Du siehst: Es gibt beinahe Tausend Möglichkeiten, denn diese Liste könnte ich noch ewig fortführen. Es ist lange nicht möglich, all diese Optionen in diesem einen Artikel zu beleuchten. Und dennoch möchte ich dir im Folgenden ein paar meiner Erfahrungen weitergeben, von denen ich selbst gerne schon viel früher gehört hätte.

Unser erstes Zelt

Ach, unser Oppland. Im Nachhinein haben sich all die Stunden gelohnt, die wir anfangs so überfordert zwischen all den Zelten hin- und herüberlegt haben. Entschieden haben wir uns vor knapp acht Jahren schließlich für das Nordisk Oppland 2 Sl. Und das hat uns nicht nur sicher durch die Mongolei gebracht, sondern anschließend fast sieben weitere Jahre lang begleitet.

Das Zelt ist so geräumig, dass es uns selbst an Schlechtwettertagen (mit Orkan) nicht zu eng geworden ist, und steht dabei sehr zuverlässig im Wind. Der Nylonstoff der Sl-Variante ist gleichzeitig unempfindlich und vergleichsweise leicht.

Ausgetauscht haben wir es nach Abenteuern auf vier verschiedenen Kontinenten nur deshalb, weil wir uns in der Zwischenzeit verändert haben – und damit auch unser Wunsch an künftige Abenteuer sowie die passende Ausrüstung.

Unser Zelt heute

Die Messlatte für das Nachfolgerzelt lag also sehr weit oben. Und ich bin wahnsinnig glücklich, dass wir auch dieses Mal wieder viel Zeit und Mühe investiert haben, um eine gute Entscheidung zu treffen. Das Nordisk Halland 2 LW ist genau der richtige Begleiter für alles, was wir jetzt vorhaben. Es wiegt nur 1,5 Kilogramm und ist mit einer 1,3 Meter langen Apsis trotzdem so geräumig, dass wir zu zweit samt unserem Gepäck genug Platz haben. Auch, wenn es regnet.

Mit nur zwei Stangen ist es so einfach konzipiert, dass es in wenigen Minuten auf- und wieder abgebaut ist. Dabei kann das Außenzelt auch einzeln verwendet werden. Das ist zum Beispiel spannend, wenn du in besonders heißen Gebieten unterwegs bist oder noch mehr Gewicht sparen willst.

Kuppel vs. Tunnel

Bei einem Kuppelzelt kreuzt sich das Zeltgestänge diagonal über der Mitte des Bodens. Darüber spannst du dann das Außenzelt. Der große Vorteil dieser Art von Zelt ist, dass ein Kuppelzelt freistehend ist. Das heißt: Du musst es nicht mit Heringen abspannen, damit es steht – denn das tut es von ganz allein. Vorausgesetzt natürlich, es ist windstill. Der Nachteil dieser Art von Zelt ist, dass es wenig bis keinen extra Platz bietet. Zum Beispiel in Form eines Vorzelts.

Das Tunnelzelt steht mithilfe von mindestens zwei Gestängebögen, die mit Heringen im Boden verankert werden. Das setzt natürlich voraus, dass das Zelt auf einem Untergrund steht, in den du Heringe klopfen kannst. Eine Granitplatte ist zum Beispiel denkbar ungünstig. Wobei ich sagen muss, dass wir am Ende des Tages nie ein Problem hatten, unser Zelt gut zu sichern. Und wenn wir zur Not ein paar größere Steine zur Hilfe genommen haben.

Ich weiß, dass die Frage zwischen Kuppel vs. Tunnel für heiße Diskussionen sorgen kann. Denn für beide Formen gibt es genug Gründe, die jeweils dafür und dagegen sprechen. Für mich persönlich (und auch für Felix) haben immer die Vorteile der Tunnel-Konstruktion überwogen: das Verhältnis aus Material und Raum, der Platz im Vorzelt und die Möglichkeit, es mit seiner kleinsten Seite genau in den Wind zu stellen. Das nämlich ist eine wirkliche Stärke der Tunnelzelte: Sie sind in allen Belangen wirklich gute Schlecht-Wetter-Zelte.

Die richtige Größe

Manche Zelte sind auf genau eine Person ausgelegt, in andere passt eine ganze Familie. Manche Zelte haben ein extra Vorzelt (Apsis), in der du Gepäck verstauen oder vorsichtig kochen kannst. Manche haben einen Eingang, andere Zelte haben zwei.

Welche Größe die richtige für dich ist, hängt in erster Linie davon ab, ob du allein oder in Begleitung unterwegs sein wirst. Und schließlich auch von den örtlichen Gegebenheiten und den Bedingungen. In der Mongolei zum Beispiel mussten wir mit jedem Wetter rechnen und auch damit, Tage (oder gar Wochen?) keinen Unterschlupf im möglichen Dauerregen zu finden. Für uns war es deswegen wichtig, dass das Innenzelt groß genug ist, um dort auch unsere Rucksäcke unterzubringen. Und das Vorzelt ebenso geräumig, um Platz zum Kochen zu haben.

Die unvorhersehbaren Verhältnisse in der Mongolei, wo wir fast immer auf ungefähr 2.000 Metern über dem Meeresspiegel unterwegs waren, waren für uns Grund genug, um ein paar Hundert Gramm mehr für das Vorzelt auf dem Rücken zu haben. Hinfällig ist diese Überlegung hingegen, wenn du deine Tour bei garantiert (🤞) gutem Wetter durchführen wirst und wirklich nur zum Schlafen ins Zelt gehst.

Als Faustregel gilt: Bist du groß, hast einen Hund dabei und/oder meistens viel Ausrüstung, entscheide dich lieber für eine Größe größer. Die Größen werden von den Herstellern mit Personenzahlen angegeben, manche Modelle sind aber auch als Zwischengrößen verfügbar. Zum Beispiel als 1,5-Personen-Zelt.

Bei allen Wetterlagen, die die passende Größe unseres Zelts beeinflussen sollten, spielt meiner Meinung nach aber auch ein anderer Faktor eine wichtige Rolle. Das ist vielleicht sogar der, dem du am Ende deines Entscheidungsprozesses noch einmal extra Gewicht verleihen solltest – neben all den unterschiedlichen Kriterien, die deine Entscheidung beeinflussen werden:

Wie fühlst du dich in diesem Zelt?

Das Zelt wird dein Zuhause für unterwegs werden. Ein Rückzugsort, der dir Sicherheit geben soll, eine Komfortzone in der Fremde. Jedes einzelne Abenteuer hat mir bestätigt, wie wichtig es ist, sich in seinem Zelt wohlzufühlen. Und das hat nur bedingt mit all den logischen und rationalen Kriterien zu tun, die es erfüllt.

Brauchst du persönlich es größer, höher? Vielleicht eine gedecktere Farbe? Ist es dir wichtig, dass du es möglichst schnell aufstellen und wieder abbauen kannst?

Am Ende eines jeden Tages sollst du dir vorstellen können, hier abends deine Isomatte und deinen Schlafsack auszurollen. Und das gerne zu tun.

Hast Du noch Fragen zu einem der Punkte? Oder weitere Tipps?

Ich freu mich auf deinen Kommentar!

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