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Wiener Alpenbogen: Weitwandern in Niederösterreich

Es riecht nach den Felsen, die sich den ganzen Tag lang in der Sommersonne aufgeheizt haben, nach den Latschenkiefern und den Wildblumen, die wie ein Meer vor mir liegen. Je weiter sich die Sonne dem Horizont nähert, desto lauter zirpen die Grillen.

Es ist neun Uhr abends, was bedeutet, dass ich mittlerweile seit 14 Stunden in meinen Wanderschuhen stecke. Unser Tagesziel für heute, das Habsburghaus, ist nur einen Steinwurf entfernt. Das wären zwei gute, völlig ausreichende Gründe, um die Schuhe abzustellen und das Schlaflager zu beziehen. Gleichzeitig aber gibt es einen Grund, um das noch nicht zu tun – das ist die mittlerweile tief orange Sonne, die gerade untergeht. Und wir haben einen Platz in der ersten Reihe, um dieses Spektakel zu genießen.

Während ich von Minute zu Minute mehr staune, kommt es mir vor, als wären Felix und ich schon ewig auf dieser Weitwanderung unterwegs. Dabei war das heute gerade erst die vierte Etappe. Vier von acht, die wir auf dem Wiener Alpenbogen im äußerten Süden Niederösterreichs zurücklegen werden. Und wenn ich jetzt schon kaum hinterherkomme, all die Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten, wenn es mir jetzt schon wie das Selbstvertsändlichste der Welt vorkommt, dass wir hier Morgen für Morgen unsere Wanderschuhe schnüren – wie weit weg von so etwas wie einem Alltag werde ich dann erst nach acht Tagen auf dem Wiener Alpenbogen sein?

Ich kann es kaum abwarten, genau das herauszufinden.


Werbehinweis: Ich bin glücklich, dass ich mit Niederösterreich Werbung zusammenarbeiten darf. Die Wanderung auf dem Wiener Alpenbogen habe ich auf Einladung der Region erlebt, daher gilt dieser Artikel als Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine Meinung wird dadurch aber freilich nicht beeinflusst.


Tag 1 | Von Mönichkirchen zum Feistritzsattel

Mehr als ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, dass wir die Wanderpläne für den Wiener Alpenbogen in unsere Kalender eingetragen haben. Acht Etappen wollen wir laufen, das werden insgesamt 120 Kilometer und knapp 5.000 Höhenmeter sein. Mehr als ein halbes Jahr sind wir in der Theorie nun schon bereit – und können kaum mehr still sitzen, bis es endlich losgeht.

Am Tag von Etappe 1 sind wir deshalb die Ersten in der Unterkunft, die wach sind. Wäre es nicht so unvernünftig, würden wir am liebsten auch das Frühstück auslassen, um noch früher in den Wanderschuhen zu stecken. So groß ist die Vorfreude.

Und dann – dann geht irgendwie alles ganz schnell. Die Frühstücksteller sind leer, die Wanderschuhe geschnürt und die Rucksäcke auf unseren Rücken. Wir haben die ersten Kilometer und ein paar Höhenmeter zurückgelegt und kommen auf einem Kamm an. Das erste Mal Weitblick auf dieser Tour und es ist noch nicht einmal acht Uhr morgens.

Mensch, Niederösterreich, wie machst du das nur immer?

Für meine erste Weitwanderung in Niederösterreich hatte ich ziemlich große Erwartungen, um ehrlich sein: Vielleicht erinnerst du dich an die beiden Touren auf den europäischen Fernradwegen EuroVelo9 und dem Iron Curtain Trail, die ich letzten Sommer in der Region unternommen habe? Und auch daran, wie sehr die mich begeistert haben?
Die Weite Niederösterreichs hatte es mir angetan. Und auch seine Ungestörtheit. Die lag immer direkt am Wegesrand – auf all den hundert Kilometern, die ich letztes Jahr vom Sattel aus erkundet habe.

Genau das hat mich ein bisschen aufgeregt sein lassen: weil ich nicht wusste, ob ich die Weite auch finden werde, wenn wir zu Fuß weniger Kilometer zurücklegen werden als im Vorjahr mit dem Fahrrad. Vielleicht hatte ich sogar ein klein bisschen Sorge, dass die Wanderung meine Verliebtheit zu Niederösterreich trüben könnte.

Diese Sorge aber habe ich schnell hinter mir gelassen. Viel weiter als bis nach Mönichkirchen hab ich sie nicht mit mir herumgetragen. Denn schon auf dieser ersten Etappe hat die Landschaft alles gegeben:

Kilometer für Kilometer, Stunde um Stunde, wandern wir über den Kamm des Hochwechsel. Ringsum liegt nichts, was uns die Sicht versperrt. Niederösterreich liegt und buchstäblich zu Füßen.


Tourdaten: 16 Kilometer, 590 Höhenmeter im Aufstieg, 460 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Direkt am Ende der Etappe (und dem Start der nächsten), dem Feistritzsattel, gibt es leider keine Unterkunft. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit ist der Hubertushof in Trattenbach mit sauberen Zimmern und sehr leckerer Küche. Wir haben uns ein Taxi für den Transfer gerufen – und zwar schon an der Kranichberger Schwaig. Dort ist der Handyempfang sicherer und die Abstiegszeit zum Feistritzsattel absehbar. Wir haben eine gute halbe Stunde gebraucht.


Tag 2 | Vom Feistritzsattel nach Semmering

Eine weite, grüne Kuppe, ein bisschen höher als die anderen ringsum. Die Bäume ziehen sich bis fast ganz nach oben, bis sie hinauf zur Gipfelkuppe, auf den letzten Höhenmetern, eine Lichtung bilden. Dort steht, markant und von Weitem zu erkennen, ein hoher, rot-weißer Sendemast.

Der Sonnwendstein ist Semmerings Panoramaberg – und unser letzter Anstieg für die heutige Etappe, bevor wir uns auf den Endspurt hinunter ins Tal machen. Er ist auch so was wie unser Kompass, weil wir ihn schon auf den ersten Metern hinter einem Meer aus Wald und Hügeln erkennen können. Nur ist er eben nicht gleich ums Eck.

Und das ist auch gut so – weil zwischen dem ersten Kilometer und seinem Gipfel viel Schönes liegt, das es sich zu erkunden lohnt. Wunderschön blühende Wildblumenwiesen zum Beispiel und Ausblicke in jede Richtung, die der Wald immer wieder für uns bereit hält.
Als der Sonnwendstein dann plötzlich ganz nah vor uns auftaucht, haben wir davon längst noch nicht genug, und entscheiden uns für einen kleinen Abstecher auf den Erzkogel. Dieser kleine Aussichtsgipfel liegt genau genommen zwar nicht direkt auf dem Weg des Wiener Alpenbogens. Der Abstecher lohnt sich aber.

In einer ausgedehnten Gipfelpause, die wir ganz für uns alleine haben, genießen wir den Rundumblick auf die Etappe von gestern, auf den Sonnwendstein, der unmittelbar vor uns liegt – und auf die dominanten Bergmassive von Rax und Schneeberg. Ein Ausblick auf das, was wir in den kommenden Tagen erkunden werden.


Tourdaten: 16 Kilometer, 280 Höhenmeter im Aufstieg, 580 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Das Hotel Belvedere in Semmering liegt direkt am Wiener Alpenbogen. Wir haben ein super ruhiges Zimmer Richtung Wald erwischt. Für die Entspannung nach dem Wandern gibt’s außerdem eine nette, kleine Sauna.

Extra-Tipp: Der Abstecher zum Seewirtshaus auf der Passhöhe lohnt sich besonders. Nicht nur, weil das alte Haus eine hübsche Lage hat, sondern vor allem, weil das Essen dort ganz sagenhaft gut ist.


Tag 3 | Von Semmering nach Prein an der Rax

Ich kann mit ziemlicher Gewissheit sagen: Noch nie hab ich so viele Viadukte an einem einzelnen Tag zu sehen bekommen.

Unsere dritte Etappe auf dem Wiener Alpenbogen führt an ziemlich viel Historik vorbei. Angefangen mit einem ganz besonderen Aussichtspunkt, kurz nachdem wir losgelaufen sind: Beim Aussichtspunkt 20-Schilling-Blick liegt das fast 200 Meter lange und 46 Meter hohe Viadukt Kalte Rinne vor uns. Wir haben genau die Perspektive, die einst als Motiv Österreichs 20-Schilling-Note zierte.

Auch heute noch tuckern Züge über das Viadukt und durch den Berg – beidem kommen wir immer näher, je länger wir laufen. Bis wir die Viadukte später am Tag durchschreiten, hinter uns lassen, und direkt vor uns das Bergmassiv in den Himmel ragt, zwischen dessen Felsen wir die nächsten zwei Tage verbringen werden.


Tourdaten: 15 Kilometer, 410 Höhenmeter im Aufstieg, 700 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Der Raxalpenhof in Prein ist ein gemütlicher Landgasthof und hat sogar einen kleinen, feinen Außenpool mit Blick auf die Rax.


Tag 4 | Von Prein an der Rax zum Habsburghaus

Und wenn du denkst, schöner geht’s nicht mehr, dann kommt der Sonnenuntergang daher. Und eine Gams.

Aber halt, ganz von vorne – dieser Tag hier auf dem Wiener Alpenbogen war nämlich wirklich eine Wucht.
Schon auf den ersten Wandermetern haben wir das beeindruckende Bergmassiv der Rax immer vor uns. Mit jedem Schritt kommen wir ihrer senkrechten Felswand näher, wir wollen ganz oben rauf und noch ein Stückchen weiter. Wir laufen über Almwiesen, die so prächtig blühen, wie sie es nur tun, wenn sie zwischen sich und dem Meeresspiegel ausreichend Abstand gewonnen haben.
Das habe ich irgendwann mal gelesen, nachdem ich mich viele Jahre schon gewundert habe, ob mir meine Sinne in der Höhenluft einen Streich spielen: Je höher das Gebirge, desto knalliger die Farben der Blumen.

Einen Streich haben mir meine Augen nie gespielt. Denn: je höher Blumen wachsen, desto weniger Bestäuber teilen ihren Lebensraum. Sie müssen alles geben, so bunt und prächtig wie möglich strahlen, um die wenigen Bestäuber anzulocken, die ihre Blüten kreuzen.

Seither komme ich nicht umher, jedes Mal in Gedanken zu grinsen, wenn wir an knallbunten Bergwiesen vorbeilaufen – weil es mich immer wieder beeindruckt, wie clever die Schachzüge der Natur sind.

Zum ersten Mal auf dem Wiener Alpenbogen überschreiten wir heute die 2.000-Meter-Marke. Haben freien Blick in alle Richtungen und sind uns ziemlich sicher, dass dieser Tag schöner nicht mehr werden kann.

Was lagen wir damit falsch.

Schöner geht eben doch – nämlich dann, wenn auf das Meer aus bunten Blüten und dem Geruch nach Fels und Latschenkiefern das orangerote Licht des Sonnenuntergangs trifft. Und eine Gams, die genau dann den Wanderweg vor uns kreuzt, als wir unseren Augen sowieso schon kaum mehr trauen können.


Tourdaten: 12 Kilometer, 1.140 Höhenmeter im Aufstieg, 50 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Lage: 10/10. Das Habsburghaus liegt direkt auf der Gipfelkuppe des Grieskogel. Das Panorama ist wunderschön und besonders beeindruckend, wenn die Sonne langsam untergeht.


Tag 5 | Vom Habsburghaus nach Reichenau

Bis zum letzten Moment haben wir der Sonne gestern Abend dabei zugesehen, wie sie den Tag in einem satten Orange beendete. Und heute Morgen bestaunen wir, wie sie alles um uns herum in ein blasses Lila taucht – und den neuen Tag in ihrer schönsten Magie startet.

Wir haben unseren Wecker an diesem Morgen auf 4:00 Uhr gestellt, weil der Sonnenuntergang am Abend zuvor, oben auf dem Kamm der Rax, so schön war, dass wir auf keinen Fall den Moment verpassen wollten, wie die Sonne an diesem Morgen wieder aufgeht.

Als wir durch die Doppeltür des Habsburghauses raus in die kühle Nachtluft treten, liegt die Welt stumm vor uns. Es dämmert gerade erst, ist aber genau so hell, dass wir unsere Stirnlampen nicht einzuschalten brauchen. Es riecht nach kalten Felsen und feuchtem Moos – mit jedem Schritt aber, den die Sonne dem Horizont näher kommt, scheint der Bergsommer zurückzukehren.
Gerade, als wir um eine Flanke biegen und zum ersten Mal gen Osten sehen, geht dann alles ganz schnell. Der Himmel ist blassrosa, als hinter den Bergspitzen die glühende Sonne auftaucht.

Mit jedem Auslösen meiner Kamera fallen mehr Lichtstrahlen auf die Linse. Jedes Mal, wenn ich der Sonne beim Aufgehen zusehe, habe ich den Eindruck, als würde sie sich beim Sonnenaufgang schneller bewegen als beim -untergang. Und als uns Stunden später die ersten Wanderer entgegenkommen, ist der Zauber zuvor so leise und heimlich passiert, als hätten wir all das nur geträumt.


Tourdaten: 16,5 Kilometer, 230 Höhenmeter im Aufstieg, 1.510 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Wer nach den Etappen über das Bergmassiv der Rax entspannt die Füße hochlegen will, ist im Marienhof richtig. Die prunkvolle Kulisse mag auf einer Weitwanderung eher ungewöhnlich sein, das Gängemenü am Abend aber passt ganz hervorragend zur Anstrengung der letzten Wandertage.


Tag 6 | Von Reichenau zum Naturfreundehaus Knofeleben

Inmitten von dichtem Grün, vorbei an sprudelndem Wasser.

Ungefähr so ließe sich unsere sechste Etappe auf dem Wiener Alpenbogen zusammenfassen. Und damit unterscheidet sie sich nicht nur sehr von den Tagen, die wir bisher in den Wiener Alpen unterwegs waren – sondern ist auch innerhalb dieses Wandertags an Abwechslung schwer zu übertreffen:

Mit ihrem Start in Reichenau folgt die Wanderung dem Bahngleis, bis sie schließlich auf einen schmalen Steig abbiegt und immer am Wasser entlang führt. Über kleine Treppen und Brücken geht es mal auf, mal ab. Vorbei an glasklarem Wasser und durch den dichten Wald. Immer wieder führen schmale Pfade hinunter zu kleinen Stränden, an denen die Grillen zirpen und die Vögel zwitschern.
Da vergessen wir glatt, dass wir zwar schon zwei Drittel der heutigen Strecke zurückgelegt haben, aber so gut wie keinen einzigen Höhenmeter. Von 830.

Überrascht sind wir deswegen nicht, als wir uns ein paar Momente später auf dem recht steilen Miesleitensteig umsehen, und das glasklare Wasser zwischen den Blättern und Baumstämmen nur noch vage erahnen können.


Tourdaten: 13 Kilometer, 830 Höhenmeter im Aufstieg, 60 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Das Naturfreundehaus Knofeleben hat mir ganz unerwartet eins meiner bisher allerschönsten Hüttenerlebnisse beschert: Das Willkommen der Wirtsfamilie ist unglaublich herzlich, das Essen außerordentlich abwechslungsreich und lecker – und die kleinen Schlafkammerl könnten gemütlicher nicht sein.


Tag 7 | Vom Naturfreundehaus Knofeleben zum Almreserlhaus

Beim Frühstück an diesem Morgen trinke ich einen extra Schluck Saft, esse einen extra Löffel Müsli und packe mir für später eine extra Banane in den Rucksack.
Denn heute steht die Etappe bevor, vor der ich am meisten Respekt habe: weil die Wegstrecke zwischen dem Naturfreundehaus Knofeleben und unserem Tagesziel die ist mit den meisten Höhenmetern im Auf- und Abstieg.

Und dann? Dann geht irgendwie alles ganz schnell. Weil die Wanderung so viel Spaß macht und die Landschaft so schön ist, dass ich viel zu gespannt bin, was sich wohl hinter der nächsten Kurve, hinter dem nächsten Kamm verbergen mag. Um darüber nachzudenken, was noch vor uns liegt – dafür ist fast kein Platz in meinem Kopf.

Es geht recht zuverlässig mal rauf, mal runter. Und wir überschreiten mit dem Hochschneeberg den höchsten Gipfel Niederösterreichs. Während wir uns auf allen Schritten vorher schon ausmalen, wie das Panorama dort oben wohl sein mag – wenn nichts höher ist als wir selbst und der Blick erst am Horizont wieder aufhört – nimmt der Wind mit jedem Höhenmeter zu, den wir auf den Gipfel laufen.
Manche Böen sind so stark, dass ich oben auf dem Kamm um ein Haar aus dem Gleichgewicht komme, wenn mein Fuß wacklig steht. Um uns herum sehen wir kaum noch etwas, denn mit dem Wind kamen die Wolken und der Nebel.

Als wir schließlich so weit oben sind, wie es in Niederösterreich nur irgendwie möglich ist, sehe ich nicht weiter, als bis zu Felix, der ein paar Meter vor mir läuft.

Eilig, nach unten zu kommen, haben wir es trotzdem nicht: diese wilde, ungezähmte Seite Niederösterreichs ist nämlich auch ziemlich schön.


Tourdaten: 16 Kilometer, 990 Höhenmeter im Aufstieg, 1.040 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Nach dem Abstieg vom Schneeberg, am Fadensattel, liegen zwei Hütten gleich nebeneinander: die Edelweißhütte (die ist die ganze Zeit über ausgeschildert) und das Almreserlhaus. Wir haben in Letzterem übernachtet und waren vor allem von der Küche sehr begeistert.


Tag 8 | Vom Almreserlhaus nach Puchberg

Nebel und Sturm von gestern sind geblieben – und zu ihnen hat sich Regen gesellt. Auf dieser letzten Etappe auf dem Wiener Alpenbogen peitscht es uns alle Elemente entgegen. Fast so, als hätte Niederösterreich zugehört, als ich gestern gesagt habe, ich wäre glücklich, auch seine wilde Seite kennenlernen zu dürfen.

Heute zeigt sich Niederösterreich so wild, dass wir unsere Kameras und alles andere, was sehr empfindlich auf Nässe reagiert, doppelt eingepackt ganz tief im Rucksack verstauen. Es dauert nur ein paar Schritte, bis wir von oben bis unten klitschnass sind. Und immer wieder müssen wir nach hinten greifen, um bei besonders starken Sturmböen die Regenhüllen unserer Rucksäcke festzuhalten, weil die so laut peitschen, als würden sie gleich wie Fallschirme davonsegeln.

Wenn ich mich mit ausgebreiteten Armen gegen den Wind lehne, falle ich nicht um, obwohl mich das Gewicht auf meinem Rücken nach vorne drückt. Gleichzeitig lachen und kichern Felix und ich wie kleine Kinder. Weil uns das alles hier vorkommt wie ein riesiger Abenteuerspielplatz.

Als wir später in den Wald absteigen, kommen wir in den Schutz der Bäume. Den Wind spüren wir nicht länger, sondern hören ihn nurmehr. Der Regen hört zwischendurch auf und ich nutze den stummen Moment, um wenigstens ein Erinnerungsfoto an diese letzte Etappe zu machen. Eine Momentaufnahme, die so gar nicht zu all den stummen Weitblicken, den knalligen Blumen, den orangen Sonnenunter- und Sonnenaufgängen passen will, die ich all die Tage zuvor andauernd fotografiert habe.

Genau das ist es aber auch, was ich an Niederösterreich vom ersten Moment an lieben gelernt habe: dass es echt ist und authentisch. Und mich wieder und wieder so überrascht, dass ich das Gefühl habe, hier zu wenig Zeit verbracht zu haben – obwohl ich in den vergangenen acht Tagen so viele Erinnerungen abgespeichert habe, dass sie mir vorkommen wie Wochen.


Tourdaten: 13 Kilometer, 170 Höhenmeter im Aufstieg, 800 Höhenmeter im Abstieg.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Übernachten: Der Schneeberghof in Puchberg war für uns ein krönender Abschluss.


Wandertipps für den Wiener Alpenbogen

Der gesamte Weg

Der Wiener Alpenbogen führt auf insgesamt 300 Kilometern durch den Süden Niederösterreichs. Offiziell ist er in 19 Etappen eingeteilt, die alle so geplant sind, dass sie jeweils an einer bewirtschafteten Unterkunft oder sogar in einem kleinen (oder größeren) Ort starten und enden. Die Wege sind als T1 oder T2 klassifiziert und führen durch weite Hügellandschaften, über breite Kämme, durch Wälder und über Wiesen.

Es lohnt sich, die Route vorher als GPX-Dateien herunterzuladen, und entweder in einer App zu nutzen oder mit einer Outdooruhr. Ich selbst nutze seit Jahren, und auch auf der Wanderung auf dem Wiener Alpenbogen, komoot als zuverlässigen Routenplaner.

Meine Route

Gemeinsam mit Felix bin ich acht der insgesamt 19 Etappen gewandert. Nach der offiziellen Etappenempfehlung waren das die Etappen 8 bis 15. Auf meinem komoot-Profil findest du die einzelnen Touren zusammengefasst als übersichtliche Collection. Inklusive der Highlights entlang des Weges und Download des GPS-Tracks.

Hast du noch Fragen zur Tour?
Ich freu mich auf deinen Kommentar!

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