
Zu Fuß über die Alpen: Meine Route nach Sterzing
Über die Berge zu wandern, in denen ich schon als Kind unterwegs war. Und zwar alleine.
Das waren die Gedanken, die mich dazu bewegt haben, Anfang September zu Fuß über die Alpen zu laufen.
Am Tegernsee in Bayern sollte meine Alpenüberquerung starten und nicht wieder aufhören, bis ich auf dem Marktplatz in Sterzing stehe. Acht Wandertage habe ich dafür gebraucht, 165 Kilometer zurückgelegt, 5.640 Höhenmeter im Aufstieg, 5.950 Höhenmeter im Abstieg.
Ganz bewusst habe ich mit einer Ausnahme auf die Unterstützung von Bus und Bergbahnen verzichtet. Ich wollte es aus eigener Kraft über die Alpen schaffen, das war mein Ziel. Die eine Ausnahme: Die siebte Etappe habe ich zu Beginn von Mayrhofen im Zillertal aus bis zum Schlegeisspeicher mit einer Busfahrt abgekürzt. Das wären 20 Kilometer extra gewesen.
Auch mein Gepäck habe ich Tag für Tag selbst über die Berge getragen, obwohl es recht unkompliziert ist, für diese Route über die Alpen einen Gepäcktransport zu buchen.
Genau diese Flexibilität war für mich einer der Gründe, warum ich mich zwischen den unzähligen Wegen, die über die Alpen führen, für einen zwischen Tegernsee und Sterzing entschieden habe.
Diese grobe Route hat aus meiner Sicht einige Vorteile:
- Flexibilität: Die grobe Route zwischen dem Tegernsee in Bayern und Sterzing in Südtirol bietet unglaublich viel Flexibilität. Die einzelnen Etappen können beliebig verändert, gekürzt, verlängert oder mit der Unterstützung von Bus und Bergbahnen zurückgelegt werden.
- Versorgung: Ursprünglich ist es angedacht, jeden Abend wieder ins Tal abzusteigen. Das hat den großen Vorteil, dass grundsätzlich weniger Gepäck ausreicht. Weil man Wäsche waschen und täglich den Proviant auffüllen kann. Wer will, kann sich außerdem einen Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft organisieren.
- Schwierigkeit: Die Wanderetappen kann man wirklich leicht auf die eigene Erfahrung, das Können und die Vorlieben anpassen. So ist’s vor allem ab Etappe 5 möglich, anspruchsvolle Wege (schwarze Markierung) einzubauen – das muss aber nicht sein.
- Schlechtes Wetter: Die ersten Tage meiner Alpenüberquerung waren ziemlich von Regen und Gewittern geprägt. Ich war froh, dass ich die Route für den nächsten Tag jeden Abend aufs Neue entsprechend anpassen konnte. Auch zwischen Tegernsee und Sterzing führen genug unterschiedliche Wege über die Alpen. Meiner war der Folgende.
Etappe 1: Gmund – Kreuth
↔ 19 Kilometer | ↥ 320 Höhenmeter Aufstieg |↧ 240 Höhenmeter Abstieg
Ein Hinweis zu den GPS-Tracks: Meine Uhr hat die Höhenmeter leider nicht exakt gemessen. Deswegen bitte den Angaben hier in den Infos zur jeweiligen Etappe trauen, nicht so sehr den Höhenmetern im Track selbst.
Etappe 2: Kreuth – Achenkirch
↔ 28 Kilometer | ↥ 1.120 Höhenmeter Aufstieg |↧ 970 Höhenmeter Abstieg
Abkürzung mit dem Bus möglich ab Achenwald
Etappe 3: Achenkirch – Maurach
↔ 18 Kilometer | ↥ 70 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 60 Höhenmeter Abstieg
Dass es hier zwei Tracks gibt, liegt an purer Schusseligkeit: Weil ich statt Pause zu drücken die Etappe direkt gestoppt habe. Eventuell, weil ein innerer Wunsch laut geworden ist?
Etappe 4: Maurach – Fügen
↔ 19 Kilometer | ↥ 710 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 1.050 Höhenmeter Abstieg
Etappe 5: Fügen – Hochfügen
↔ 18 Kilometer | ↥ 1.480 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 570 Höhenmeter Abstieg
Abkürzung mit der Spieljochbahn ab Fügen möglich
Etappe 6: Hochfügen – Mayrhofen
↔ 26 Kilometer | ↥ 1.140 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 1.800 Höhenmeter Abstieg
Abkürzung möglich mit dem Bus ab der Jausenstation Melchboden
Etappe 7: Mayrhofen – Afens
↔ 27 Kilometer | ↥ 680 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 940 Höhenmeter Abstieg
Abkürzung möglich mit dem Bus ab Stein, dann immer wieder in den einzelnen Orten auf dem Weg
Etappe 8: Afens – Sterzing
↔ 10 Kilometer | ↥ 120 Höhenmeter Aufstieg | ↧ 320 Höhenmeter Abstieg
Eine Geschichte zu dieser Alpenüberquerung erscheint am 19. November 2020 in der neuen Ausgabe der AKTIV in den ALPEN. Erhältlich im Zeitschriftenhandel und online.
Auf der offiziellen Seite dieser Route über die Alpen findest du den ursprünglichen Etappen-Vorschlag mit Unterstützung von Bus und Bergbahn.
Dort wird die Transalp übrigens als „Alpenüberquerung für Alle“ bezeichnet. Aus meiner Sicht ist das allerdings ein bisschen zu hoch gegriffen. Ich habe Wandergruppen auf 2.500 Metern Höhe getroffen, deren alpine Erfahrung gegen null ging. Die letzte Tagestour – und das war ihre eigene Aussage – hat im Sommer vor einem Jahr stattgefunden, die Alpenüberquerung war der erste Bergkontakt in dieser Saison. Manche aus der Gruppe waren bei einem Drittel der Tagesetappe völlig entkräftigt und kaum in der Lage, konzentriert weiterzulaufen. Bevorstehende Gewitter hat völlige Hilflosigkeit ausgelöst und den Kommentar: „Ich dachte, Gewitter gibt es im September nicht mehr“.
An dieser Stelle ist es mir deswegen wichtig, zu erwähnen: Alle, die den Traum haben, zu Fuß über die Alpen zu laufen, können das tun. Manchmal eben mit mehr Vorbereitung, manchmal mit weniger.
Die Hauptsache ist, sowohl sich selbst und das eigene Können richtig einschätzen zu können – als auch mögliche alpine Gefahren.
Und wenn’s dann losgehen kann, dass müssen wir nur noch den Rucksack packen. Hier habe ich zusammengestellt, was ich auf meiner Alpenüberquerung dabei hatte:


8 Comments
Silvia
Hallo sehr schöner und ausführlicher Bericht. Tolles Erlebnis😄
Wir wandern jetzt ende Juni zu viert los, mit Gepäck. Machen in Maurach einen Pausentag.
Gibt es jeden Tag Jausestationen? Also Hütten unterwegs wo man was zu Essen bekommen kann oder seine Trinkflasche füllt?
Brotzeit zum mitnehmen meintest du ja , entweder im Hotel, oder Gasthof, oder es gibt immer wieder im Dorf unten wo man was bekommt?
Wir nehmen noch Sonnencreme mit, spezielle für Nase und Körper.
Noch eine Frage, brauchen wir im Juni zb in Hochfügen Handschuhe?
So erst mal noch mals lieben Dank für die Infos.
Gruß Silvia
Franziska Consolati
Liebe Silvia,
schön, von dir zu lesen! Ich freu mich sehr, wenn ich euch mit meinem Beitrag ein klein wenig weiterhelfen konnte. Euch steht ein tolles Abenteuer bevor! 🙂
Zu deinen Fragen:
Jausenstationen gibt es auf allen Etappen, nur bei der letzten bin ich mir nicht mehr zu hundert Prozent sicher. Die war bei meiner Planung mit zehn Kilometern aber auch recht kurz. Zusätzlich zu den Gasthäusern/Almen gab es auch immer wieder Brunnen oder Bergbäche, an denen ich meine Wasservorräte aufgefüllt habe. Dadurch, dass die Etappen ja auch immer in Dörfern enden (außer in Hochfügen, das zählt nicht so ganz als Ort) und in meinem Fall bei der vorletzten Etappe, kann man bei der Gelegenheit auch immer super Brotzeit einkaufen.
Wegen der Handschuhe: Etappe 7 zum Beispiel verläuft ja teilweise auf bis zu 2.300 Metern. Dort oben kann es (mit ein wenig Wetterpech) auch im Sommer mal schneien. Und ordentlich kalt sein. Dafür sollte man immer ausgerüstet sein – gerade bei Mehrtägigen Touren ist das Wetter ja nicht immer absehbar.
Ich hatte dafür zum Beispiel Softshell-Handschuhe dabei und ein Schlauchtuch als Sonnenschutz, Halswärmer oder Mütze.
Meine Packliste gibts übrigens auch online: Unter Tipps > Packlisten.
Ganz liebe Grüße,
Franziska
Stefan
Liebe Franziska,
Herzlichen Dank für deine Beschreibung und die gpx-Tracks. Das ist eine tolle Hilfe für unsere weitere Planung.
Herzliche Grüße, Stefan
Franziska Consolati
Lieber Stefan,
wie schön, das freut mich sehr! Ich wünsch euch eine tolle Zeit auf eurer Alpenüberquerung. Meldet euch gerne, falls ihr noch Fragen habt.
Alles Liebe,
Franziska
norbert mathis
Gratuliere zu den tollen Infos und Beschreibungen.
Wir wollen diese Touren auch machen. Und ich möchte planen.
Deshalb meine Fragen.
Reichen die 11 kg Rucksack? Ihr seid ja im September los.
Da kann es ja ganz schön kalt werden oder auch schneien.
Wir würden deshalb lieber das Gepäck transportieren lassen.
Weißt du vielleicht, wo ich so einen Transporteur finde?
Und kennst du vielleicht Unterkünfte, welche man eher meiden sollte?
ich hoffe, es ist nicht unverschämt, wenn ich so viel Fragen habe.
Wie geschrieben. Tolle Seite.
Franziska Consolati
Hallo Norbert,
wie schön, dass dir mein Beitrag gefällt. Das freut mich sehr! 🙂
Zu deinen Fragen:
Ich bin Anfang September los und durfte mir zu dieser Zeit in dieser speziellen Woche sehr sicher sein, dass ich nicht von Schnee überrascht werde. Aber du hast natürlich recht: vor allem in den hohen Lagen sollte man immer auch darauf vorbereitet sein. Und das macht das Gepäck oft schwerer.
Pauschal zu sagen, ob 11 Kilogramm reichen, oder nicht, ist wahnsinnig schwierig – weil das ja so eine individuelle Sache ist, womit man sich wohlfühlt. Und was man lieber doch für alle Fälle mitnimmt. Ich bin ziemlich bescheiden, was das angeht. Und setz zum Beispiel viel auf den guten, alten Zwiebellook. Vor allem, was verschiedene Wetterverhältnisse angeht.
Wenn ihr das Gepäck aber sowieso lieber transportieren lassen wollt, müsst ihr die Gramm ja sowieso nicht bis ins kleinste Detail ausrechnen. Leider hab ich keinen konkreten Tipp für einen Anbieter, weil ich meinen Rucksack ja getragen habe. Ich bin aber sicher, dass euch die Menschen hinter der offiziellen Seite der Route weiterhelfen können:
http://www.die-alpenueberquerung.com
Wegen der Unterkünfte:
Mir ist keine zu Ohren gekommen, die ganz schlimme Erfahrungen verursacht hat 🙂
Ihr habt einen tollen Plan und ich wünsch euch ganz viel Freude dabei!
Liebe Grüße,
Franziska
Alina
Hallo,
Dein Beitrag und deine Route finde ich sehr interessant. Eine Freundin und ich wollen gemeinsam mit ihrem Hund dieses Jahr im Sommer die Alpen überqueren. Wo hast du denn immer übernachtet?
Danke für deine Hilfe
Liebe Grüße
Alina
Franziska Consolati
Liebe Alina,
schön, dass du hier gelandet bist! Ihr habt einen tollen Plan für den Sommer 🙂
Ich hab jeweils in Hotels/Pensionen und Berggasthäusern entlang der Route übernachtet. Immer in den Orten, in den meine jeweilige Etappe aufhört. Das kannst du ja aus den GPS-Tracks lesen.
Genaue Tipps helfen euch glaube ich in dem Fall gar nicht sooo viel, weil ich nicht weiß, ob Hunde in den jeweiligen Unterkünften erlaubt sind. Ich hab unterwegs aber eine Frau getroffen, die auch mit Hund die Alpen überquert hat. Auf derselben Route. Also gibt es definitiv Möglichkeiten. Außerdem lässt sich die Route generell sehr flexibel anpassen. Ihr könnt eure Etappen sicher auch so abändern, dass ihr immer an einer Unterkunft rauskommt, in der Hunde willkommen sind.
Ich wünsch euch ganz viel Spaß!
Liebe Grüße
Franziska