Europa,  Radfahren

Zwischen Wein und Wasser: Tagestouren auf dem Donauradweg

Wie oft müssen wir eine Reise eigentlich wiederholen, bis wir sie als Tradition bezeichnen dürfen? Ich denke, eine genaue Definition gibt es dafür nicht – meinem Gefühl nach aber sind meine Besuche in Niederösterreich längst zu einer Tradition geworden. Im Frühling 2021 war es, als ich mich zum ersten Mal in die Weite der Landschaft dort verliebt habe, in die perfekten Radwege und in den vielen Platz. Damals war ich mit meinem Fahrrad auf dem EuroVelo 9 unterwegs, in den Monaten und Jahren danach außerdem auf dem Iron Curtain Trail und auf dem Ybbstalradweg. Zwischendurch habe ich das Fahrrad manchmal stehen gelassen – und bin stattdessen zu Fuß losgezogen. Zum Beispiel im Wildnisgebiet Dürrenstein und auf dem Wiener Alpenbogen.

Diesen Herbst fiel es mir schwer, mich zwischen dem Fahrrad und den Wanderschuhen zu entscheiden. So haben Felix und ich kurzerhand beides eingepackt und sind – mal wieder – in Österreichs nordöstlichstes Eck aufgebrochen. Fünf Tage lang waren wir Mitte September auf dem Welterbesteig unterwegs, einem Weitwanderweg, der weit oben in den Weinbergen und den Wäldern immer dem Lauf der Donau folgt. Dem Fluss viel näher kamen wir auf unseren Fahrrädern: auf den beiden Tagestouren, die wir auf dem Donauradweg unternommen haben.

Der Donauradweg zählt zu Europas bekanntesten und beliebtesten Fernradwegen. Und obwohl das für gewöhnlich nicht die Eigenschaften sind, die mich für meine Reisen und Abenteuer anlocken, so ist es eine perfekt ausgebaute Radinfrastruktur mit butterweich asphaltierten Radwegen eben schon.

Dieser Blogbeitrag erzählt von unseren beiden Tagestouren auf dem Donauradweg – ein Vorgeschmack auf das große Ganze. Denn irgendwann, wer weiß, steigen wir nicht so schnell wieder von unseren Rädern ab und fahren von der Quelle bis zur Mündung.


Werbehinweis: Ich bin glücklich, dass ich mit Niederösterreich Werbung zusammenarbeiten darf. Die Radtouren auf dem Donauradweg habe ich auf Einladung der Region erlebt, daher gilt dieser Artikel als Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine Meinung wird dadurch aber freilich nicht beeinflusst.


Rundtour von Hainburg: Quer durch den Nationalpark Donau Auen

Obwohl die Sonne noch nicht hoch am Himmel steht, ist die Luft an diesem Morgen warm. Vielleicht sogar zu warm für diesen Spätsommertag Mitte September. Daran mag es liegen, dass ich mich schon auf den ersten Metern fühle wie in einem Urlaub viel weiter im Süden. Vielleicht liegt es aber auch an der langsam fließenden Donau und an den vielen Singvögeln, die hier in den grünen und dicht bewachsenen Auen zu Hause sind.

Die ersten Kilometer auf dieser ersten Tour entlang der Donau führen uns direkt durch ihr Herz: Mehr als 20 Kilometer legen wir an diesem Tag in den Donau Auen zurück. Der gleichnamige Nationalpark bewahrt auf mehr als 9.600 Hektar Fläche die letzte große Flussauenlandschaft Mitteleuropas. Mit seiner Gründung im Jahr 1996 wurde die dicht bewachsene Landschaft rings um die Donau unter internationalen Schutz gestellt. Hier kann sich die Natur seither frei entfalten, seltene Tier- und Pflanzenarten sind zurück gekehrt oder haben ihre Bestände verbessert. Der Donauradweg führt wie ein gerades Band durch den Nationalpark und liefert uns einen kleinen Einblick in diese schützenswerte Welt.

Etwa auf halber Strecke biegen Felix und ich für einen kleinen Schlenker Richtung Nationalpark-Grenze ab: Hier, am Rande der Donau Auen, liegt Schloss Eckartsau inmitten eines wunderbar idyllischen Gartens mit zahlreichen Pausenplätzen.

Nach unserer Mittagspause feiern Felix und ich ein Debüt: Wir schieben unsere Fahrräder auf ein kleines Fährboot, auf dem kaum mehr als fünf Personen und ihre Räder gleichzeitig Platz haben können. Kurzerhand schippern wir hinüber zum anderen Ufer, um für die zweite Hälfte unserer Rundtour auf der Südseite der Donau zurückzufahren. Diese Fähre zwischen Orth und Haslau ist eine von vielen, die Personen, ihre Fahrräder und manchmal auch Autos von einem Donau-Ufer zum anderen bringt, wenn die Brücken weit auseinanderliegen. Die Fähren sind öffentliche Verkehrsmittel. Gleichzeitig aber noch viel mehr als das, denn für alle Radfahrer, die auf dem Donauradweg unterwegs sind, machen sie ziemlich viel vom Charakter des Donauradwegs aus.

Den dichten Wald der Donau-Auen lassen wir mit dieser Fährfahrt hinter uns. Am Südufer warten weite Felderlandschaften auf uns und ein Andenken an vergangene Zeiten: die Römerstadt Carnuntum und das Heidentor, die uns auf eine kleine Reise in die Vergangenheit befördern.

Als die Sonne an diesem Spätsommertag untergeht, sind wir zurück am Ufer der Donau. Das Urlaubsgefühl ist geblieben.


Tourdaten: 47 Kilometer, 130 Höhenmeter aufwärts, 130 Höhenmeter abwärts.

Besondere Wegpunkte: Schloss Eckartsau, Nationalpark Donau Auen, die kurze Fährfahrt von Orth nach Haslau, die Rümerstadt Carnuntum und das Heidentor.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Gut zu wissen: Das kleine Fährboot zwischen Orth und Haslau fährt immer dann, wenn wer da ist, der auf die andere Seite möchte. Der Preis für eine Person plus Fahrrad beträgt sechs Euro. Die Bezahlung ist nur in bar möglich.


Von Ybbs nach Krems: Rückenwind auf dem Radl-Highway

Ich weiß ja, dass sich so ein Gravelbike am wohlsten auf schmalen Pfaden fühlt. Aber – und das muss ich an dieser Stelle vielleicht ein für alle Mal zugeben, – ich kann breiten, asphaltierten Radwegen oft genauso viel abgewinnen. Vor allem dann, wenn sie so butterweich geteert sind wie der Donauradweg zwischen Ybbs und Krems. Und erst recht, wenn mir der Wind den gesamten Tag lang in den Rücken pustet. Manchmal mit so einer Kraft, dass es sich anfühlt, als könnten mein Gravelbike und ich fliegen.

Als Felix und ich an diesem Morgen unsere zweite Tagestour auf dem Donauradweg starten, haben wir ihr silbern glitzerndes Wasser schon auf den ersten Metern im Blick. Und das soll sich bis beinahe zum letzten Kilometer nicht ändern. Denn zwischen Ybbs und Krems führt der Radweg fast immer direkt am Donau-Ufer entlang. Und wenn zwischendurch mal nicht, dann folgt er in sicherer Entfernung entweder der Straße, die sich ebenfalls am Lauf der Donau orientiert, oder er quert bunt blühende Wiesen und hügelige Weinberge, die so typisch sind für die Donaulandschaft hier in Niederösterreich.

Die Donau ist an diesem Tag unser sehr zuverlässiger Kompass. Wir folgen ihr gen Nordosten und dabei führen alle Wege nach Krems: sowohl der Radweg am Nordufer als auch der am Südufer. Wir entscheiden uns, von beiden Seiten die schönsten Kilometer zu erkunden. In Spitz am Nordufer nehmen wir die Fähre, um nach Arnsdorf am Südufer zu gelangen. Denn von hier aus ist das Panorama auf Weißenkirchen an der anderen Donauseite besonders hübsch. Und einen schöneren Blick als auf der kurzen Fährfahrt von Rossatz nach Dürnstein gibt es auf die Burg- und Dorfsilhouette von Dürnstein wohl nirgends sonst.

Wir schlendern mit unseren Rädern über das Kopfsteinpflaster Dürnsteins, bevor wir durch die Weinreben zurück nach Krems rollen.


Tourdaten: 60,4 Kilometer, 190 Höhenmeter im Aufstieg, 210 Höhenmeter im Abstieg.

Besondere Wegpunkte: Die Altstadt von Ybbs an der Donau, der Donaustrand bei Emmersdorf, der Blick auf die Burg Aggstein von Aggsbach-Markt aus, der Ausblick auf Dürnstein von der Fähre Rossatz nach Dürnstein, die Weinrebenlandschaft zwischen Dürnstein und Unterloiben.

Route: Hier geht’s zu meiner Route auf komoot.

Gut zu wissen: Der Donauradweg führt sowohl am Nord- als auch am Südufer der Donau entlang. Zwischen den beiden Ufern zu wechseln, zum Beispiel mit Fährfahrten, ist also nicht unbedingt nötig, aber oft empfehlenswert, um die schönsten Strecken von beiden Uferseiten zu erleben.

Die Fährfahrt von Spitz nach Arnsdorf kostet vier Euro pro Person und Fahrrad, für die Fahrt von Rossatz nach Dürnstein haben wir 5,50 Euro pro Person und Fahrrad bezahlt. Auch hier unbedingt Bargeld dabei haben.


Tipps für den Donauradweg

Der gesamte Radweg

Der Donauradweg zählt zweifelsohne zu den bekanntesten Fernradwegen Europas. Seine gesamte Strecke führt auf gut 2.800 Kilometern von der Quelle der Donau bei Donaueschingen in Deutschland bis zum Schwarzen Meer. Allgemein gilt die gut 1.200 Kilometer lange Strecke von Donaueschingen bis nach Budapest als gut ausgebaut. Rund 380 Kilometer des Donauradwegs führen durch Österreich, 260 Kilometer durch Niederösterreich.

Eine Übersicht über alle Etappen des Donauradwegs bis nach Budapest findest du in der offiziellen komoot-Collection des Donauradwegs. Hier findest du alle Etappen in Österreich und Niederösterreich.

Die Infrastruktur entlang des Radwegs ist mittlerweile hervorragend auf Radfahrer ausgelegt: So gibt es in zahlreichen Unterkünften beispielsweise absperrbare Fahrradräume und entlang des Weges immer wieder Reparaturstationen, Luftpumpen und Rastplätze.

Reisezeit

Dank des vergleichsweise milden Klimas im Donautal kann der Donauradweg beinahe ganzjährig befahren werden. Zumindest dann, wenn die Wege frei von Schnee sind. Dieser Abschnitt Reisezeit dreht sich deshalb weniger um die optimale Reisezeit aufgrund der Jahreszeiten, mehr um eine gute Reisezeit, um etwas zeitversetzt mit den anderen Radreisenden unterwegs zu sein, die Europas bekanntesten Fernradweg ebenfalls erkunden.

Felix und ich waren für unsere Tagestouren auf dem Donauradweg werktags Mitte September unterwegs. In manchen Abschnitten haben wir einige andere Radfahrer getroffen. Das mag auch den traumhaften Spätsommertagen geschuldet sein, denn wir haben bei etwa 25 Grad und blauem Himmel perfektes Fahrradwetter genossen.
Mit manchen Radfahrern kamen wir ins Gespräch, einige von ihnen waren bereits mehrere Wochen unterwegs, auch während der Hauptreisezeit, oder bereits zum zweiten Mal auf dem Donauradweg. Die perfekt ausgebauten Strecken entlang der Donau, durch die Dörfer und Weinberge, sind beliebt – das haben wir auch den Gesprächen entnommen. Deswegen würde ich empfehlen, eine Radreise entlang der Donau in der Nebensaison zu planen.

An- und Abreise

Zahlreiche Orte in Niederösterreich sind von Deutschland aus hervorragend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Krems beispielsweise, die fünftgrößte Stadt in Niederösterreich, liegt nur unweit der Bahnstrecke zwischen Linz und Wien. Auch Ybbs an der Donau ist gut an das Schienennetz angebunden, Hainburg erreichst du von Wien aus ebenfalls mit dem Zug.

Wichtig zu wissen: Sowohl für die Züge der Deutschen Bahn als auch für die der Österreichischen Bundesbahn brauchst du ein Extra-Ticket für das Fahrrad, die Plätze sind begrenzt.

Orientierung

Als offizieller Teil des europäischen Fernradwegenetzes ist der Donauradweg in beide Richtungen hervorragend ausgeschildert. Dennoch empfehle ich immer, sich nicht gänzlich auf solche Markierungen zu verlassen – seien sie auch noch so gut. Wie immer habe ich mir meine Route vorher als geplante Tour auf komoot angelegt und den Track dann auf meine GPS-Uhr gezogen.

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