Herbst im Vogtland: Wandern auf dem Kammweg
Es gibt wenige Orte, die mich so gut durchatmen lassen wie ein Meer aus Bäumen, wie die Weite des Waldes. Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass mich meine Arbeit mal wieder in den Wald geführt hat: Für Vogtland Tourismus durfte ich zwei Tage lang auf dem Kammweg unterwegs sein, der sich parallel zur deutsch-tschechischen Grenze durch die endlosen Fichtenwälder schlängelt. Das war für mich in mehreren Hinsichten besonders: einerseits zum Beispiel, weil mein jährlicher Besuch auf dem Kammweg schon zu so etwas wie einer Tradition geworden ist.
Im Frühling 2022 war ich zum ersten Mal hier unterwegs, gefolgt von einer Wanderung im Frühling 2023. 2024 habe ich den Kammweg zum ersten Mal im Herbst erleben dürfen. Und dieses Mal, während meines vierten Besuchs, folgte ein weiteres erstes Mal: Gleich zu Beginn überquerte ich die regionale Grenze zwischen Erzgebirge und Vogtland. Diese Kilometer in diesem Wald waren mein Vorgeschmack auf das, was das Vogtland zu bieten hat. Ich fühlte mich sofort wohl, denn genau, wie ich es aus dem Erzgebirge kenne, sind auch hier die Wälder weit und einsam. Mit etwa 40 Prozent bewaldeter Fläche zählt das Vogtland sogar zu den waldreichen Regionen Deutschlands
In diesem Beitrag stelle ich dir zwei Etappen des Kammwegs vor, die durch das Vogtland führen, sowie einen Abstecher über den wunderbar aussichtsreichen Vogtland Panorama Weg.
Werbehinweis: Ich bin glücklich, dass ich mit Vogtland Tourismus zusammenarbeiten darf. Die Touren habe ich auf Einladung der Region erlebt, daher gilt dieser Artikel als Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine Meinung wird dadurch aber freilich nicht beeinflusst.

Von Mühlleiten nach Schöneck
Der Nebel ist so dicht, dass ich dankbar bin für die vielen Wegweiser. Und gleichzeitig würde ich nichts, rein gar nichts, ändern wollen. Denn als ich an diesem Morgen den Wald betrete, fühlt es sich an, als würde ich in eine andere, viel ruhigere und langsamere Welt schreiten. Ich höre, wie der Nebel auf den weichen Waldboden rieselt, hier und dort ein Vogelruf, meine Schritte. Mein Atem vermischt sich mit dem Dunst, die Luft ist feucht und frisch.
Der Weg zieht sich gleichmäßig durch den Wald. Nach einer Weile taucht das Schaubergwerk „Grube Tannenberg“ auf. Es wirkt fast unscheinbar im Wald, aber der Blick in die dunklen Gänge erinnert daran, dass hier einst für lange Zeit unter der Erde gearbeitet wurde. Es riecht nach Stein und Metall. Es riecht nach Geschichte.
Kurz danach biege ich zum Topasfelsen Schneckenstein ab. Hier führen einige Stufen hinauf auf einen meterhohen Steinblock mitten im Wald. Zu meiner Reisezeit ist der Zugang leider gesperrt. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Wandernde von hier aus einen schönen Blick über die umliegende Landschaft genießen können. Ich laufe stattdessen weiter durch den Wald. Später liegt der Sauteich so glatt vor mir, dass sich die herbstlichen Bäume auf seiner Wasseroberfläche spiegeln. Auch die Talsperre Muldenberg strahlt viel Ruhe aus. Ich wandere an ihrem Ufer entlang, bis der letzte Abschnitt dieser Etappe vor mir liegt. Die Nähe zu Schöneck kündigt sich dadurch an, dass ich zum ersten Mal an diesem Tag andere Wandernde treffe. Denn die Kilometer zuvor habe ich ganz für mich allein genießen können.
Tourdaten: 15 Kilometer, 130 Höhenmeter aufwärts, 220 Höhenmeter abwärts.
Route: Hier geht’s zu meiner Route auf Komoot.
Übernachten: Direkt an der Route des Kammwegs liegt der IFA Ferienpark Schöneck. Das Hotel macht seinem Namen mit dem Erlebnisbad, den Loipen und allerlei Programm alle Ehre. Wer hier übernachtet, kann zusätzlich Halppension buchen und sich morgens und abends an einem wirklich sehr umfangreichen Buffet bedienen.






Von Schöneck nach Bad Elster
Weißt du, was das vielleicht Beste daran ist, Wandern als Beruf zu haben? Oft keine andere Wahl zu haben, als loszuziehen. Denn an manchen Tagen (und da will ich ganz ehrlich sein) möchte ich es mir lieber mit einer Tasse Tee auf der Couch gemütlich machen und nichts weiter tun, als von drinnen nach draußen zu gucken. Vor allem, wenn der Himmel sein Blau verloren zu haben scheint, wenn Regenkleidung unerlässlich ist und der Nebel so dicht, dass ich manchmal nur fünf Bäume weit sehe.
Das vielleicht Beste daran, Wandern als Beruf zu haben, ist, dass ich auch an solchen Tagen trotzdem losziehen werde. Und ich verspreche dir: An keinem einzigen dieser Tage bin ich jemals abends nach drinnen gekommen und habe mir gewünscht, ich wäre nicht nach draußen gegangen. Weil ich dann nämlich Momente wie diese hier verpasst hätte.
Das Licht ist milchig, der Atem sichtbar. Meine Schritte auf dem weichen Waldboden, ein paar Vogelrufe – alles klingt gedämpft, als hätte jemand die Lautstärke der Welt heruntergedreht.
In Adorf, etwa auf halber Strecke, lege ich eine verlängerte Mittagspause ein, um die neue Perlmutt Erlebniswelt zu besuchen. Es gibt ein ganzes Stockwerk, das an interaktiven Mitmach-Stationen über die Flussperlmuschel als Lebewesen erzählt, und ein Weiteres, das der Tradition der Perlsucher im Vogtland gewidmet ist. Ich lerne, dass hier einst Perlmutt verarbeitet wurde, direkt aus den Flüssen der Region. Das Wohl der Muscheln stand dabei immer im Vordergrund: Deshalb gab es zum Beispiel nur wenige lizenzierte Personen, die sich überhaupt auf die Suche nach Perlen begeben durften. Unmittelbar nach der Suche wurden alle Muscheln zurück an ihre jeweilige Stelle im Fluss gesetzt.
Das Museum ist ein stiller, schöner Ort, der zeigt, wie viel Handwerk in dieser Landschaft steckt.


Hinter Adorf wird der Weg weicher. Felder, Obstbäume, kleine Bachläufe. Das Laub raschelt, wenn der Wind auffrischt.
Die zweite Hälfte dieser Etappe, für die ich den Kammweg im Vogtland und den Vogtland Panorama Weg kombiniert habe, mag zwar für mich nicht so aussichtsreich gewesen sein, wie man dieser Wanderung nachsagt. Dafür war sie eines umso mehr: still. In einem Wald unterwegs zu sein und das Gefühl zu haben, die Welt würde sich hier ein bisschen langsamer drehen und noch ein bisschen mehr in Ordnung sein – ich denke, das ist ein großes Glück. Und mehr als Grund genug, eben doch nach draußen zu gehen.
Tourdaten: 22 Kilometer, 280 Höhenmeter aufwärts, 550 abwärts.
Route: Hier geht’s zu meiner Route auf Komoot.
Übernachten: Im Herzen von Bad Elster gelegen, bietet das Parkhotel Helene geräumige Zimmer mit sehr gemütlichen Betten an. Wer sich nach dieser Etappe nicht mehr weit bewegen möchte, kann abends hervorragend im hauseigenen Restaurant essen.




Der Kammweg Erzgebirge-Vogtland: Allgemeine Infos
Die gesamte Route
In insgesamt 17 Etappen ist der 288 Kilometer lange Kammweg Erzgebirge-Vogtland eingeteilt und trägt das offizielle Siegel „Qualitätswanderweg„. Dabei durchquert er das Erzgebirge, das Vogtland und Thüringen. Einen guten Überblick über die gesamte Route gibt’s auf der Seite der Region.
Laut der offiziellen Etappenbeschreibung bin ich während dieses Besuchs im Vogtland die Etappen 13, 14 sowie zwischen Adorf und Bad Elster einen Abstecher auf dem Vogtland Panorama Weg gelaufen. In den vergangenen Jahren war ich bereits auf anderen Abschnitten des Kammwegs unterwegs. Auch zu diesen Wanderreisen gibt es ausführliche Blogbeträge, die du hier (2022), hier (2023) und hier (2024) findest. Auf meinem Komoot-Profil findest du außerdem eine Collection, in der ich alle Touren von letztem und diesem Jahr zusammengefasst habe.
An- und Abreise
Ich bin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Vogtland gereist. Mühlleiten ist gut per Bus von Klingenthal oder Schöneck erreichbar. Zurück von Bad Elster gibt es Zugverbindungen über Oelsnitz und Plauen, in meinem Fall führte die kürzeste Zugverbindung nach München durch Tschechien (Cheb). Wer mehrere Etappen wandern möchte, findet entlang der Strecke verschiedene Einstiegspunkte mit ÖPNV-Anschluss.
Manche Unterkünfte bieten Transferservices zwischen ihrem Standort und dem nächsten Bahnhof an, wenn es keine Busverbindung gibt. Oder sind gerne behilflich bei der Organisation eines Taxis. Am besten erkundigst du dich hierfür individuell.
Orientierung
Wie immer habe ich mir meine Route vorher als geplante Tour auf Komoot angelegt – und den Track dann auf meine GPS-Uhr gezogen. Nötig ist das auf dem Kammweg Erzgebirge-Vogtland zwar nicht, weil die Route wunderbar in beide Richtungen ausgeschildert ist. Auf den 288 Kilometern gibt es ganze 4.500 Markierungen. Sich zu verlaufen ist quasi unmöglich. Dennoch empfehle ich immer, sich nicht gänzlich auf solche Markierungen zu verlassen – seien sie auch noch so gut. Die Navigation mit den Komoot-Offlinekarten klappt ganz hervorragend.
Übernachtung und Verpflegung
Die Route des Kammwegs ist so angelegt, dass Wandernde für die Übernachtungen immer Möglichkeiten unweit der offiziellen Route haben. Sowohl, wenn wir der offiziellen Etappen-Empfehlung folgen, als auch wenn wir die Route an unsere Bedürfnisse anpassen. Zur Auswahl haben wir zum Beispiel gemütliche Gasthäuser in den Tälern oder komfortable Hotels.
Auch hier macht sich das Siegel Qualitätswanderweg bemerkbar: weil die Gastgeber entlang des Weges auf Wandertourismus eingestellt sind. So scheuen sich viele beispielsweise nicht, einen Transfer zu übernehmen, wenn wir eine Etappe anderswo starten wollen. Und das Frühstück fällt besonders üppig aus – mit dem Hinweis, dass wir uns doch auch gleich eine Brotzeit für unterwegs mitnehmen sollen. Das übrigens möchte ich unbedingt empfehlen: Weil auf manchen Etappen Einkehr- und Versorgungsmöglichkeiten wirklich rar sind, hatte ich immer ein Lunchpaket dabei.




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